Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hat auf die EY-Studie zum Rückgang des Frauenanteils in den Vorstandsetagen österreichischer Unternehmen besorgt reagiert. "Der Rückgang des Frauenanteils in den Vorstandsetagen heimischer börsennotierter Unternehmen ist eine äußerst beunruhigende und negative Entwicklung", so die Ministerin am Montag in einer Aussendung.

Es sollte für alle ein Weckruf sein, "dass es beim Thema Frauen in Führungspositionen noch sehr viel Arbeit zu leisten gibt, um im 21. Jahrhundert anzukommen", sagte Bogner-Strauß. Die Unternehmen in Österreich sollten sich ein Beispiel an der Bundesverwaltung nehmen. So stieg der Anteil von Frauen in Führungsfunktionen im Bundesdienst von 18 Prozent 2011 auf 30 Prozent bis Ende 2017. Wie stark Frauen in Führungspositionen vertreten sind, sei besonders für die Gleichberechtigung in der Arbeitswelt eine zentrale Frage.

SPÖ fordert eine Frauenquote

Um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen sei ein regelmäßiger Austausch zwischen Unternehmen im Hinblick auf erfolgreiche Maßnahmen zur Frauenförderung wichtig. Die Frauenministerin will sich in den nächsten Wochen mit Vertreterinnen und weiblichen Führungskräften von österreichischen Top-Unternehmen im Bundeskanzleramt treffen, um mögliche Maßnahmen zu einer Verbesserung zu besprechen.

Von der oppositionellen SPÖ kommt Kritik: "Die zahn- und mutlose Ankündigung der Frauenministerin, Gesprächsrunden zum Thema Frauenförderung führen zu wollen, wird am Rückgang der Frauen in Vorstandsetagen jedenfalls nichts ändern", so die Frauenvorsitzende der SPÖ, Gabriele Heinisch-Hosek in einer Aussendung. "Was mehr Frauen bringen würde, ist bekannt, wird aber von ÖVP und FPÖ seit Jahren ignoriert: Quoten. Damit werden nicht nur Frauen bewusst an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft gehindert, sondern auch die Wirtschaft wird um bessere Ergebnisse gebracht." Die SPÖ fordere daher Quoten auch für Vorstände.

Frauenanteil in Aufsichtsräten gestiegen

Auf Druck der SPÖ sei im Vorjahr auch eine Quote für Aufsichtsräte großer Unternehmen eingeführt worden, und dort sei der Frauenanteil gestiegen. Für Vorstände gibt es eine derartige Regelung nicht, hier gebe es auch deutlich weniger Frauen. Im Bundesdienst gebe es für Führungspositionen schon seit Jahren eine Quote, daher seien in diesem Bereich auch besonders viele Frauen, derzeit 30 Prozent, in den höchsten Funktionen.

Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen heimischer börsennotierter Unternehmen ist im Vorjahr von 6,0 auf 4,8 Prozent zurückgegangen. Von 186 Vorständen sind nur neun Frauen, zwei weniger als vor einem Jahr.