Die fünfte Verhandlungsrunde im Ringen um einen Kollektivvertragsabschluss für über 400.000 Beschäftigte im Handel ist am Montag um 11 Uhr gestartet. Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller signalisierte im Vorfeld der Gespräche, dass ein "leichter Spielraum nach oben beim Gehaltsplus" möglich sei, ein Dreier über alle Gehaltsstufen werde sich aber nicht ausgehen.

Peter Buchmüller am Montag vor der 5. Verhandlungsrunde
Peter Buchmüller am Montag vor der 5. Verhandlungsrunde © APA/HELMUT FOHRINGER

"Bei den untersten Gehaltsstufen sind wir nahe dran, da haben wir 2,65 Prozent geboten. Drei Prozent über alle Gehälter geht nicht, schon gar nicht darüber. Das können sich die Betriebe nicht leisten", stellt Buchmüller klar.

Die Gehaltsforderung der Gewerkschaft liegt bei 3,5 Prozent oder mindestens 60 Euro. "Der Dreier ist für uns sehr wichtig. Ich möchte klar dazu sagen, dass die wirtschaftliche Situation das rechtfertigt. Wir müssen uns als Sozialpartner überlegen, wie viel wir den niedrigen Gehaltsstufen geben", so Gewerkschafts-Chefverhandlerin Anita Palkovich.

Anita Palkovich ist Gewerkschafts-Chefverhandlerin
Anita Palkovich ist Gewerkschafts-Chefverhandlerin © APA/HELMUT FOHRINGER

Ob ein Abschluss gelingt, ist offen. "Heute ist mit allem zu rechnen, ich will mich nicht festlegen. Wir stehen vor einem langen Tag", so Palkovich. Ihr Verhandlungsgegenüber Buchmüller sagte, er fühle sich "ausgeruht und gewappnet". Eine Einigung hänge von der Gewerkschaft ab. "Wir haben ein tolles Angebot gestellt", findet der Arbeitgebervertreter.

Bei den Verhandlungen geht es um die Gehaltserhöhungen und rahmenrechtlichen Änderungen für über 400.000 Angestellte und 15.000 Lehrlinge im Einzel-, Groß-und Kfz-Handel. Der Abschluss gilt ab Jänner 2019. Konsens herrschte bei den bisherigen Gesprächen bereits bei rahmenrechtlichen Themen wie bei der Aufnahme von Altersteilzeitmodellen in den Kollektivvertrag, einer besseren Anrechnung von Karenzzeiten sowie der besseren Förderung von Aus-und Weiterbildung - etwa durch Bildungskarenz. Auch bei der Höhe der Lehrlingsentschädigungen sind die Arbeitgeber bereit, ordentlich was draufzupacken.

Für Lehrlinge fordert die Gewerkschaft eine Entschädigung von mindestens 700 Euro brutto im ersten Lehrjahr, 900 Euro im zweiten, 1.100 Euro im dritten und 1.300 Euro im vierten Lehrjahr. Die Arbeitgeber bieten eine Erhöhung in zwei Schritten bis 2020: Ab Jänner 2019 sollen Lehrlinge im ersten Lehrjahr 650 Euro bekommen, 820 Euro im zweiten, 1.000 Euro im dritten und 1.150 Euro im vierten Lehrjahr. 2020 würden die Entgelte auf 700, 900, 1.100 und 1.300 Euro steigen.

Vergangene Woche führten die Arbeitnehmervertreter in ganz Österreich hunderte Betriebsversammlungen durch, um die Beschäftigten zu informieren. Dabei kam es auch zu leichten Beeinträchtigungen und Wartezeiten für Kunden im Weihnachtsgeschäft, weil etwa für die Dauer der Versammlung nur eine Kassa besetzt war. Wie es weiter geht, sollte heute kein Abschluss gelingen, sagte Palkovich nicht. "Ich möchte zu Beginn der Verhandlungen nicht drohen."

Laut Branchenobmann Buchmüller kursiert aber ein Schreiben, in dem seitens der Gewerkschaft gedroht werde, "vor meinen Geschäften Remmidemmi zu machen". "Das wäre ein schweres Foul, wie es vor sechs Jahren schon einmal passiert ist", sagte Buchmüller. Der Chefverhandler der Arbeitgeber führt in Salzburg zwei Lebensmittelgeschäfte. 2012 gab es Protestmaßnahmen der Salzburger Gewerkschaft vor Buchmüllers Adeg-Markt in der Salzburger Gemeinde Hof.

"Wir haben ihm nichts angedroht, das kann nur ein Gerücht sein", sagte Gewerkschafts-Chefverhandlerin Palkovich dazu. "Wir geben den heutigen Verhandlungen eine faire Chance. Wir sind da, um einen Abschluss zu erreichen."

Aktuell liegt das kollektivvertragliche Mindestgehalt für Vollzeitangestellte im alten Handels-KV bei 1.586 Euro brutto pro Monat, das sind 1.276 Euro netto laufender Bezug und im neuen KV bei 1.636 Euro brutto oder 1.308 Euro netto. Beim Abschluss im vergangenen Jahr einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf eine Erhöhung der Mindestgehälter von 2,35 bis 2,6 Prozent.

Seit Dezember 2017 gilt der neue, reformierte Handels-KV. Die rund 80.000 Handelsbetriebe haben allerdings bis Ende 2021 Zeit, auf das neue Schema umzusteigen. Die großen Handelsketten haben laut Gewerkschaftsangaben noch nicht auf den neuen Handels-KV umgestellt.