Ein kanadisches Gericht hat die Freilassung der inhaftierten Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou gegen Kaution angeordnet. Das Risiko, dass Meng künftig nicht vor Gericht erscheine, könne durch die von ihrem Anwalt vorgeschlagenen Auflagen auf ein "akzeptables Niveau" reduziert werden, erklärte ein Richter am Dienstag.

Die Top-Managerin und Tochter des Huawei-Gründers Ren Zhengfei hinterlegt zehn Millionen kanadische Dollar (6,6 Mio. Euro), um bis zur endgültigen Entscheidung über ihre drohende Auslieferung in die USA aus der Haft entlassen zu werden.

Meng war am 1. Dezember auf Betreiben der US-Behörden, die ihre Auslieferung fordern, in Kanada festgenommen worden. Das Gericht genehmigte die Kaution nur unter mehr als einem Dutzend Bedingungen, unter anderem muss Meng ihre Pässe abgeben. Zudem muss die 46-Jährige ein Gerät zur GPS-Ortung tragen und sich rund um die Uhr von einem Wachdienst beaufsichtigen lassen, für den sie selbst bezahlt. Sie darf sich auch nur in einem bestimmten Teil von Vancouver bewegen.

Meng wird von US-Ermittlern vorgeworfen, über ein inoffizielles Tochterunternehmen namens Skycom Geschäfte mit dem Iran gemacht und dadurch gegen Sanktionen verstoßen zu haben. In diesem Zusammenhang wird sie auch beschuldigt, falsche Angaben gegenüber Banken gemacht zu haben. Bei einer Auslieferung und Verurteilung würden ihr in den USA laut Anklage 30 Jahre Haft wegen "Verschwörung zum Betrug von Finanzinstitutionen" drohen.

Beziehungen zwischen USA und China belastet

Der Fall belastet die Beziehungen Chinas zu den USA und Kanada. An den Finanzmärkten regten sich Sorgen wegen einer erneuten Eskalation des Handelsstreits zwischen Peking und Washington. China hat scharf gegen Mengs Festnahme protestiert und ihre sofortige Freilassung gefordert.

Die kanadische Regierung bestätigte am Dienstag die Festnahme eines ihrer früheren Diplomaten in China, was zu Spekulationen über eine Vergeltungsaktion Pekings führte. "Wir wissen von der Festnahme eines kanadischen Staatsbürgers in China", teilte das Außenministerium mit. Man stehe in Kontakt mit den chinesischen Behörden wegen des Falls. Der Minister für Öffentliche Sicherheit, Ralph Goodale, sagte in Ottawa, man sei "zutiefst besorgt" über die Festnahme des Mannes namens Michael Kovrig. Kovrigs heutiger Arbeitgeber, die regierungsunabhängige Organisation Crisis Group, hatte zuvor mitgeteilt, man gehe Berichten nach, wonach der Nordostasien-Experte in China festgenommen worden sei.