Die staatliche Ansiedelungsagentur Austrian Business Agency (ABA) erhält 2019 weitere Aufgaben: Sie soll für die unter Fachkräftemangel leidende österreichische Unternehmen Mitarbeiter im Ausland ansprechen. Das gab Digitalisierungs-Ministerin Margarete Schramböck beim Besuch einer Wirtschaftsdelegation in London bekannt. Es gehe darum, „internationale Talente“ nach Österreich zu holen, sagte Schramböck, die in ihrem Ministerium dafür eine eigene Abteilung einrichtet. „Die ABA muss sich wandeln“, so die Ministerin, die auch für den Wirtschaftsstandort zuständig ist. ABA-Chef René Siegl nennt Südost- und Südeuropa als erste Zielmärkte seiner Agentur für die Talentesuche, Asien soll folgen. Naturgemäß sind Länder mit hohen Ausbildungsstandards und Lohngefälle zu Österreich besonders interessant. Dort will die ABA über Jobmessen auf Karrierechancen in Österreich aufmerksam machen.

Im Fokus seien, so Schramböck, IT-Experten. Als möglichen Markt definiert sie Danzig. „Heute gehen viele Talente von dort nach München und nicht nach Österreich – schlicht deswegen, weil es ihnen keiner sagt.“ Auch junge österreichische Experten, die im Ausland ihre Ausbildung genossen, will Schramböck ansprechen: „Wir wollen das Fachkräftemanagement aktiv betreiben.“

Akzente für Start-ups

Einen weiteren Schwerpunkt will die ÖVP-Ministerin bei Start-ups setzen. Viele Gründer hoffnungsvoller Jungunternehmen wanderten ins Ausland ab. Mit einigen davon, die in der Business-Metropole London tätig sind, traf sich Schramböck am Dienstag zu einem „Start-up-Roundtable“ in der Außenwirtschaftsstelle.

Fintech-Gründer Matthias Wurmböck (Transpaygo) sprach eine große Hürde für Start-ups in Österreich an: „In London dauert vier Monate, um eine Lizenz zu bekommen, in Österreich braucht die FMA bis zu drei Jahre.“ Schramböck versprach, „zu versuchen, das gewachsene System herumzureißen.“ Weiters auf der „Mängelliste“: Investoren fehlten und das Steuersystem sei bei der Beteiligung von Mitarbeitern leistungsfeindlich, klagte Gründerin Claudia Dreier-Poepperl, CEO von calldorada und addafix. Firmen, die Umsätze mit eigenen Patenten erwirtschaften, sollten, so eine Idee, niedriger besteuert werden. Heimische Hochschulen bildeten kaum Entrepreneure aus, lautete ein weiterer Kritikpunkt. Und: „Österreich will innovativ sein – und verbietet und reglementiert alles, von Uber bis Airbn“, ärgert sich Matthias Kurz, CEO von „Automata“. Schramböck versprach, für Gründer neue „Akzente“ zu setzen – und hofft, dass manche einen zweiten Standort in Österreich gründen.

Alle Lehrberufe werden überarbeitet

Auch das Lehrlingswesen soll digitaler werden: Alle rund 200 Lehrberufe werden 2019 überarbeitet und um digitale Lehrinhalte erweitert – beginnend mit einer Verordnung für Friseure und Gastronomieberufe im Jänner. Für die „Lehre nach der Matura“ kommt, so Schramböck, eine auf zwei Jahre verkürzte Lehrzeit sowie eine „Duale Akademie“. Jedes Jahr soll die Zahl der neuen Lehrlinge um fünf Prozent steigen, so das Ziel.