Die Gewerkschaften haben für die heurigen Kollektivvertragsverhandlungen einen heißen Herbst angekündigt und setzen nach Warnstreiks bei den Metallern und bei den Eisenbahnern auch Protestmaßnahmen im Handel durch. Die Arbeitgeber orten ein abgekartetes Spiel.

"Die politische Motivation dahinter wird immer klarer, dass das im Vorfeld abgesprochen ist. Ganz dumm sind wir ja auch nicht. Man hat gemerkt, dass sie (die Gewerkschaft, Anm.) die Verhandlungen unbedingt in die Länge ziehen wollten", sagte Handels-Chefverhandler Peter Buchmüller am Donnerstag im APA-Gespräch. Mittwochabend wurden die Gespräche nach 10 Verhandlungsstunden kurz nach 21 Uhr abgebrochen.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, Barbara Teiber, kontert. "Die Vorwürfe von Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller, wir würden die Verhandlungen im Handel bewusst in die Länge ziehen, sind absurd", sagte Teiber laut einer Aussendung vom Donnerstag.

Es seien nicht die Verhandler der GPA-djp gewesen, die gestern den Verhandlungstisch verlassen haben, so Teiber. "Herr Buchmüller sollte sich die Abschlüsse der letzten Wochen in anderen Branchen ansehen und soll dann den Angestellten im Handel erklären, warum sie mit ihrem Abschluss fast ein Prozent darunter liegen sollen."

Kein neuer Termin

Einen neuen Termin gibt es noch nicht. Ein neuerliches Gespräch soll aber jedenfalls noch vor Weihnachten stattfinden. Der Kollektivvertrag, der gerade für über 400.000 Handelsangestellte und 15.000 Lehrlinge verhandelt wird, soll nämlich bereits ab 1. Jänner 2019 gelten. "Eines ist klar, dass, auch wenn wir nicht fertig werden, die Beschäftigten eine Erhöhung von mindestens 42 Euro oder 2,65 Prozent bekommen", sagte Buchmüller.

Gehaltsforderung: 3,5 Prozent

Die Gehaltsforderung der Gewerkschaft liegt bei 3,5 Prozent oder mindestens 60 Euro. "Sowas könnte ich nicht abschließen, denn das bringt die Betriebe in ärgste Bedrängnis. Die Mehrheit könnte sich das nicht leisten", so Buchmüller, oberster Händler in der Wirtschaftskammer. In den ersten neun Monaten 2018 haben die Betriebe ein reales Umsatzminus erzielt. Auch für das Gesamtjahr sieht es nicht nach einem Plus aus.

"Unsere Gewinnmargen sind minimal, das kann man nicht mit der Metallindustrie vergleichen", sagte Buchmüller. Dort einigten sich die Sozialpartner auf Gehaltserhöhungen zwischen 3,0 bis 4,3 Prozent. Im Durchschnitt betrug das Plus bei den Metallern 3,46 Prozent. Allein das Angebot der Arbeitgeber, die Geschäfte am 24. Dezember künftig bereits um 13 statt um 14 Uhr zu schließen, koste die Firmen 6 Millionen Euro, so Buchmüller.

Die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden eine deutliche Gehaltserhöhung für die Angestellten im Handel rechtfertigen, finden hingegen die Arbeitnehmervertreter. "Natürlich sehen auch wir strukturelle Probleme in der Branche, wie etwa den Trend zum Onlinehandel. Allerdings ist falsch zu glauben, man könne durch niedrige Gehälter diese Probleme lösen", sagte Gewerkschafts-Chefverhandlerin Anita Palkovich.

Das Klima zwischen den Sozialpartner beschrieb Buchmüller als inzwischen "wesentlich abgekühlter". Kommenden Samstag (8. Dezember) will die Gewerkschaft nun in Einkaufszentren und Einkaufsstraßen Aktionen durchführen. Was genau geplant ist, wurde noch nicht kommuniziert. Buchmüller hält davon freilich wenig. "Ich weiß nicht, ob die Kunden das bei ihren Weihnachtseinkäufen brauchen können." Der 8. Dezember ist bereits der zweite Einkaufssamstag im Advent. Für den Handel ist das Weihnachtsgeschäft nach wie vor ein wichtiges Zusatzgeschäft.