Bei der jüngsten Razzia sind auch die Büros der Vorstände der Deutschen Bank durchsucht worden. "Es wird gegen keinen Vorstand ermittelt. Das geht aus dem Schreiben der Staatsanwaltschaft eindeutig hervor", sagte Konzernchef Christian Sewing der "Bild am Sonntag".

"Die Durchsuchung unserer Büros galt der Beweisaufnahme." Deutschlands größtes Geldhaus ist wegen des Verdachts der Geldwäsche im Zusammenhang mit den sogenannten Panama Papers ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Diese hatte wegen des Umfangs des Materials ihre Durchsuchungen vom Donnerstag am Freitag fortgesetzt. Da sich die Ermittlungen auf Vorfälle zwischen 2013 und 2018 beziehen, gerät auch das aktuelle Management unter Druck.

Im Fokus der Ermittlungen

Sewing stellte sich vor seine im Fokus der Ermittlungen stehenden Leute. "Das sind zwei Mitarbeiter, die damals mitgeholfen haben, alles rund um den Sachverhalt Panama Papers aufzuarbeiten. Es gilt hier für mich bis zum Beweis des Gegenteils ganz klar die Unschuldsvermutung." Wenn die Deutsche Bank ihre eigenen Mitarbeiter vorverurteilen würde – insbesondere diejenigen, die Sachverhalte aufarbeiteten –, dann liefe etwas ganz gewaltig schief.

Sewing hofft, dass der Verdacht so schnell wie möglich aufgeklärt und ausgeräumt wird. "Wir haben seit der Veröffentlichung der Panama Papers 2016 den kompletten Sachverhalt geprüft und dabei eng mit den Aufsichtsbehörden kooperiert. Für uns war der Fall abgeschlossen."

Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Mitarbeiter der Deutschen Bank Kunden geholfen haben, Offshore-Gesellschaften in Steuerparadiesen zu gründen. Dabei soll Geld aus Straftaten auf Konten der Deutschen Bank transferiert worden sein, ohne dass das Institut Geldwäscheverdachtsanzeigen erstattet hat.

Unzureichende Fortschritte

Durch die Razzia steigt vor allem der Druck auf Sylvie Matherat, die schon vor dem Fall in der Kritik stand. Sie sitzt seit 2015 im Vorstand der Deutschen Bank und soll die Kontrollmechanismen des Instituts auf Vordermann bringen. Doch immer wieder bemängelten die Aufseher zuletzt die unzureichenden Fortschritte. Der Aufsichtsrat der Bank will am Dienstag zu einer regulären Sitzung zusammenkommen.

An der Börse sorgte die Razzia für Verunsicherung bei Anlegern, die Aktie der Deutschen Bank fiel auf ein Rekordtief. Dennoch geht der erst seit April amtierende Firmenchef nicht davon aus, dass die Bank zum Übernahmekandidaten wird. "Dafür sehe ich keine Anzeichen. Wir haben die Bilanz aufgeräumt, 2018 vorbildlich die Kosten gesenkt, unsere Kontrollen weiter gestärkt. Jetzt arbeiten wir daran, die Erträge zu steigern." Die Deutsche Bank sei auf dem besten Weg zum ersten Gewinn nach drei Jahren.