Diesel und Benzin seien in Österreich zu teuer, sagt der ÖAMTC und nimmt sich einmal mehr die Preisgestaltung an den Tankstellen vor. „Der Preis für einen Liter Diesel müsste im Schnitt um 15 Cent niedriger sein, jener für Eurosuper 95 um zehn Cent“, präzisiert Martin Grasslober, Leiter der Verkehrswirtschaft beim Mobilitätsclub.

Der ÖAMTC erhebt laufend die Preisentwicklung bei Rohöl und bei den Treibstoffen. Da zeigt sich, dass Rohöl seit Anfang Oktober um 26 Prozent günstiger geworden ist, während Diesel und Benzin an der Zapfsäule wenig bis gar nicht billiger wurden. „Der Preisvorteil am Rohölmarkt kommt bei den Verbrauchern nicht an“ - ein zutreffender Schluss, den die Mineralölindustrie auch gar nicht bestreitet. Aber warum ist das so?

Niedrigwasser bremst Transporte

70 Prozent des nach Österreich importierten Benzins und Diesels stamme aus Deutschland (jährlich 3,5 Millionen Tonnen), sagt der Fachverband in der Wirtschaftskammer, doch gerade der Import von den Nachbarn gestalte sich seit Monaten schwierig. Wegen des Niedrigwassers auf Rhein und Donau können Tankschiffe nicht voll beladen werden. Bahn und Straße könnten das nicht völlig ausgleichen. Erschwerend sei der Ausfall einer Raffinerie in Bayern hinzugekommen. „Kraftstoffe, besonders Diesel, kommen derzeit nur zu erhöhten Transportkosten zu den Kunden“, fasst Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbandes zusammen. Ein Faktor seien auch geringe Lagerbestände - sie können zu steigenden Produktpreisen führen.

Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts RWI in Essen untermauerte dies gestern - zumindest für den deutschen Raum. Dort sorge das Niedrigwasser, eine Folge des Klimawandels, für eine Preissteigerung um bis zu 20 Cent je Liter.

Darum zweifelt der ÖAMTC

Der ÖAMTC zweifelt aber an, dass höhere Importkosten alleine schuld am Preisniveau sind - und führt Indizien an. So fallen „eklatante Preisunterschiede“ auf, so Grasslober. Der Dieselpreis bei der günstigsten Tankstelle gestern lag 19 Cent unter dem österreichischen Durchschnitt. „Eine so große Differenz war das ganze Jahr über nicht zu beobachten.“ Der Klub vermutet, dass der hohe Dieselpreis dazu genutzt werde, um auch den Preis für Super hoch zu halten. Auch bei Benzin seien Zweifel am Argument der höheren Importkosten angebracht, denn immerhin sei 2017 von diesem Kraftstoff mehr exportiert als importiert worden.

Grasslober fordert die Mineralölwirtschaft auf, die Transportkosten detaillierter aufzuschlüsseln. Diese Information gibt der Fachverband aber nicht preis. Beim Diesel setzt sich der Preis zu acht Prozent aus Vertrieb, zu 44 Prozent aus dem Produkt und zu 48 Prozent aus Steuern zusammen. Bei Superbenzin kassiert der Staat 54 Prozent des Endverbraucherpreises, 38 Prozent entfallen auf Produkt und acht Prozent auf Vertrieb. Österreich ist mit seinen Spritpreisen in der EU dennoch eines der günstigsten Länder. Aktuell kosten die Kraftstoffe in 16 bzw. 17 der 25 EU-Staaten mehr als in Österreich.