Streiks abgewendet: Nach sieben Runden einigten sich die Verhandler auf einen neuen Metaller-KV. Die Entgelte steigen um 3,0 bis 4,3 Prozent, im Schnitt steigen die Löhne und Gehälter in der Metalltechnischen Industrie - rückwirkend per 1.11.2018 - um durchschnittlich 3,46 Prozent.

Nach 64 Stunden in sieben Verhandlungsrunden hat es am Sonntagabend die ersehnte Einigung im Metaller-KV für die Metalltechnische Industrie (FMTI) mit 130.000 Beschäftigten gegeben. Damit wurden weitere von der Gewerkschaft angedrohte Streiks abgewendet. Der Abschluss gilt grundsätzlich für alle Lohnrunden - und speziell für 60.000 weitere Metaller in anderen Teilbereichen - als richtungsweisend.

Neben umfangreichen Zugeständnissen im Rahmenrecht als Ausgleich für die neuen Arbeitszeitregeln, die den 12-Stundentag und die 60-Stundenwoche erleichtern, erhalten die Mitarbeiter doch recht ordentliche Erhöhungen der Löhne bzw. Gehälter. Es gibt ab 1. Juli 2019 Zuschläge von 100 Prozent für die elfte und zwölfte Arbeitsstunde bzw. ab der 51. Wochenstunde. Der Lohn-/Gehaltsanstieg ist gestaffelt. Es gibt ein Plus von 3,0 bis 4,3 Prozent. Auch Lehrlinge bekommen künftig mehr Geld.

"Ordentliches Ergebnis"

Geht es nach den Gewerkschaften, sollen die Abschlüsse in weiteren Metaller-Bereichen, in denen 60.000 Menschen arbeiten, gleich ausfallen, sagte Arbeitnehmerverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE). Er sieht ein "ordentliches und gutes Ergebnis". Der Sprecher der Arbeitgeberverhandler.

"Wir haben für die Arbeitszeit einfach etwas gebraucht", sagte Wimmer zu den Zugeständnissen im Rahmenrecht. "Die Bundesregierung hat es möglich gemacht, dass zwölf Stunden angeschafft werden können, ohne dass sich die Arbeitnehmer wehren können." Die elfte und zwölfte Stunde bekommen nun einen 100-prozentigen Zuschlag. "Das heißt, wir haben sie verteuert."

Es gibt auch eine bezahlte Pause von zehn Minuten, wenn jemand die 11. und 12. Stunde bzw. die 51. Stunde in der Woche arbeiten muss. "Das ist ein wesentliches Element bei unseren Verhandlungen gewesen", sagte Wimmer vor Journalisten in Wien.

PRO-GE-Chef Rainer Wimmer (R) und der Chef der GPA-djp Karl Dürtscher (L) nach Abschluss der Metaller-KV Verhandlungen
PRO-GE-Chef Rainer Wimmer (R) und der Chef der GPA-djp Karl Dürtscher (L) nach Abschluss der Metaller-KV Verhandlungen © APA/Georg Hochmuth

Sein Mitverhandler Karl Dürtscher (GPA-djp) freute sich, dass die Gleitzeitregeln im KV so ausschauen, dass es dort nun auch einen 100-Prozent-Zuschlag für die 11. und 12. Stunde gibt. Zudem wurden für Gleitzeitmitarbeiter sechs bezahlte Gleittage im Jahr (drei pro Halbjahr) fixiert. "Für die Lehrlinge ist auch ein großer Schritt gelungen. Die Lehrlingsentschädigungen steigen im Durchschnitt um 10 Prozent. Das ist eine tolle Geschichte", sagte Wimmer. Auch Nachtarbeit gibt es Änderungen. Die Zulagen steigen jährlich über vier Jahre um jeweils gut 7 Prozent. "Das ist auch ein gewaltiger Schritt", so der PRO-GE-Chef.

"Klare Anerkennung für unsere Arbeitnehmer"

"Das Paket ist eine klare Anerkennung für unsere Arbeitnehmer", kommentierte der Sprecher der Arbeitgeberverhandler, Christian Knill, den Abschluss im Metaller-KV für die Metalltechnische Industrie (FMTI). Die Entgelterhöhung liege deutlich über der Inflation.

Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden (Fertinger) hob die "signifikante Erhöhung der Lehrlingsentgelte" hervor. "Auch bei den Nachtzulagen in der Schichtarbeit kommt es in den kommenden Jahren zu einer überproportionalen Erhöhung." Zudem gehe das Flexibilitätsmodell in der Metalltechnischen Industrie - das Zeitkontenmodell - das schon vor Jahren eingeführt wurde, "nun unbefristet in den Kollektivvertrag ein".

Sprecher der Arbeitgebervertreter, Christian Knill, die Verhandler auf Arbeitgeberseite Veit Schmid-Schmidsfelden und Stefan Ehrlich-Adam nach Abschluss der Metaller-KV Verhandlungen
Sprecher der Arbeitgebervertreter, Christian Knill, die Verhandler auf Arbeitgeberseite Veit Schmid-Schmidsfelden und Stefan Ehrlich-Adam nach Abschluss der Metaller-KV Verhandlungen © APA/Georg Hochmuth

Mitverhandler Stefan Ehrlich-Adam (EVVA-Geschäftsführer) nahm die Bundesregierung in die Pflicht: "Es liegt auch an der Bundesregierung, ihren Anteil zu leisten, dass die Arbeitskosten in unserem Land nicht weiter steigen. Wir brauchen eine Reduktion der Lohnnebenkosten." Dass sich die Lohnspirale über die Kalte Progression nach oben dreht, müsse beendet werden. "Vom heutigen Abschluss profitiert auch der Finanzminister sehr stark." Es müsse künftig "mehr Netto vom Brutto übrigbleiben".

Knill forderte einmal mehr, dass der Verhandlungsmodus mit den Gewerkschaften geändert werden müsse und will das unter dem "Stichwort KV 4.0 bei den nächsten Verhandlungen angehen".

"Gratuliere zur Einigung"

"Ich gratuliere den Sozialpartnern zur Einigung beim Metaller-KV", reagierte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner am Sonntagabend in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA. Sie sieht eine fairen Ausgleich: "Die Wirtschaft wächst und daher haben sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Lohnplus verdient. Der Einsatz der Gewerkschaft wurde belohnt. Das Gehaltsplus kurbelt den Konsum an und fließt somit wieder in die Wirtschaft zurück."

Abschluss soll umgemünzt werden


Wimmer will den Abschluss in der Metalltechnischen Industrie weiterhin auf die anderen, kleineren Metallersparten mit insgesamt 60.000 Mitarbeitern ummünzen. Man werde rasch Gesprächstermine ausmachen. Es geht um die Metaller-Sparten Bergbau-Stahl, Fahrzeugindustrie, Gießereiindustrie (Verhandlungen gemeinsam mit Metalltechnischer Industrie, also abgeschlossen), Nichteisen-Metallindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen. Die einzelnen Arbeitgeberverbände der Metallindustrie verhandeln seit 2012 zwar in getrennten Runden mit den Gewerkschaften den KV Metallindustrie, der einheitliche KV soll aber wie in den Jahren zuvor weiter bestehen bleiben, fordert die Gewerkschaft.