Johanna Wögerbauer steht im Casineum in Velden an einem Riesentablet und fasst die wesentlichen Punkte der Vortragenden auf der Bühne grafisch zusammen. Graphic Recording nennt sich diese Form der Illustration, die auch bei der "Konferenz Erneuerbare Energie Kärnten" des Energieversorgers Kelag zum Einsatz gekommen ist, die von Ernst Sittinger, Mitglied der Chefredaktion der Kleinen Zeitung, moderiert wurde. Die Illustrationen von Wögerbauer finden sich auf der Homepage der Kelag. Thema der Energiekonferenz: "Woran die Energiewende scheitern wird und wie sie dennoch gelingt."

Gelingen soll die Energiewende bis 2030. Die fossilen Bausteine sollen als CO2-Emittenten aus der Energieversorgung verbannt werden. Die Frage, die sich aber auch bei der Energiekonferenz gestellt hat, ist, inwieweit der großflächige Um- und Ausbau auch tatsächlich technisch umsetzbar ist. Denn schon beim Netz, so Gerhard Christiner, Vorstandsmitglied der Austrian Power Grid AG, würden sich "die Geister scheiden". Das System sei im Wandel und erneuerbare Energien müssten ausgebaut werden. Das Produkt Strom sei derzeit aber noch nicht in der Dimension speicherbar, wie man es brauchen würde. Das Fehlen entsprechender Netzinfrastruktur koste 2018 130 Millionen Euro, rechnet Christiner vor.

Gerhard Christiner: "Es fehlen die Netzkapazitäten"
Gerhard Christiner: "Es fehlen die Netzkapazitäten" © Gleiss

Bei zusätzlichem Strombedarf beispielsweise könnte günstiger Strom in Deutschland eingekauft werden, wo derzeit immer wieder Energieüberschüsse vorhanden seien. "Das können wir aber nicht, weil die Netzkapazitäten fehlen. Und um den Strombedarf trotzdem abdecken zu können, müssen wir die thermischen Kraftwerke hochfahren", so Christiner.

Auch das Thema Versorgungssicherheit sei ein wesentliches, sagt Andreas Eigenbauer, Vorstandsmitglied bei der E-Control. "Es ist heute so, dass auch bei einem normalen Winter die Selbstversorgungsfähigkeit bei Energie nicht mehr gegeben ist", so der Experte. Verschlimmern werde sich die Situation dann 2030, wenn die thermischen Kraftwerke wegfallen. „Die Kunden wollen jederzeit Strom beziehen, sich keine Gedanken über Reichweiten beim Autofahren machen, die Preise sollen niedrig und der Strom grün sein“, fasst Irene Knauber von der deutschen Energiedienst Holding AG.

Moderator Ernst Sittinger (rechts), Kelag-Vorstand Manfred Freitag und Irene Knauber von der deutschen Energiedienst Holding AG
Moderator Ernst Sittinger (rechts), Kelag-Vorstand Manfred Freitag und Irene Knauber von der deutschen Energiedienst Holding AG © Gleiss

Wind und Fotovoltaik – das sind die großen Themen der Zukunft. Und viele haben schon Fotovoltaikanlagen zu Hause und speisen bei überschüssigen Kontingenten Strom ins Netz ein. Überschüsse würden aber auch Probleme verursachen, so Christiner. Ein Problem im Rahmen der Energiewende sieht Manfred Freitag, Vorstand der Kelag, in der Dauer der Genehmigungsverfahren, die sich zum Teil über Jahre ziehen würden. „Wenn die Energiewende gelingen soll, wird es sehr viel Engagement und Commitment aller brauchen“, sagt Christiner.