Knapp zweistellige Plusgrade im Tal, auch über 3000 Meter zu warme Temperaturen, um die Schneekanonen in Betrieb zu setzen. Noch fehlt den heimischen Skigebieten für die in rund zwei Wochen startende Wintersaison die Geschäftsgrundlage, nämlich Schnee. Aber nicht nur in der Seilbahnwirtschaft sehnt den angekündigten Wetterumschwung herbei, auch in der Beherbergungsbranche wächst die Nervosität.

„Der für diese Zeit übliche Buchungsdruck fehlt“, gibt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer, zu. „Schneefälle, vor allem in Deutschland, würden uns jetzt sehr helfen, damit bei den Menschen ein Gefühl für Kälte, Winter und Schnee aufkommt“, blickte sie auf Österreichs wichtigsten Auslandsgästemarkt.

Die Wintersaison gilt im Tourismus als Umsatzbringer. Zwar gibt es um drei Millionen oder zwei Prozent Nächtigungen weniger als im Sommer, die erzielten Umsätze liegen im Winter aber aufgrund höherer täglicher Ausgaben der Gäste – 125 Euro zu 152 Euro – um 16 Prozent über denen des Sommers. Allein dem Wintertourismus werden in Österreich 190.000 Arbeitsplätze zugerechnet, unter anderem in mehr als 350 Skischulen.

Aggressive Buchungsplattformen

Die im Tourismus Beschäftigten stellt die Digitalisierung vor neue Herausforderungen: Immer aggressiver drängen Buchungsplattformen auch in dieses Segment und vermitteln – gegen wachsende Provisionszahlungen – auch Skilehrer an Wintergäste. Als Reaktion haben sich die heimischen Skischulen zu einer eigenen Plattform zusammengeschlossen, die ab 10. Dezember online geht. Unter book2ski.com sind vorerst die Angebote von 100 heimischen Skischulen online buchbar. „Ein Schulterschluss, mit dem wir uns gegen den Ausverkauf wehren wollen“, sagt Gerhard Sint, Geschäftsführer von Book2Ski.

Umgekehrt soll österreichisches Ski-Know-how aber bei der Bearbeitung des Hoffnungsmarkts China als Schuhlöffel dienen. So wird die heimische Skiindustrie eintausend Skilehrer in China ausrüsten und ausbilden, kündigte Wolfgang Mayrhofer, Atomic-Geschäftsführer und Sprecher der österreichischen Skiindustrie im Rahmen der „Forum Zukunft Winter“-Tagung in Kaprun an. Asien gilt weiterhin, vor allem mit Blick auf die Olympischen Spiele 2022, als großer Hoffnungsmarkt.

Toursenski-Segment wächst stark

Der Skimarkt insgesamt entwickle sich indes zufriedenstellend, so Mayrhofer. 3,1 bis 3,2 Millionen Alpinski (370.000 davon in Österreich) und 3,4 bis 3,5 Millionen Paar Skischuhe wurden zuletzt pro Jahr verkauft. Im Tourenskibereich gibt es weiterhin zweistellige Zuwachsraten, ein Aufwärtstrend zeichnet sich dank stabil wachsender Nachfrage in Skandinavien auch bei Langlaufskiern ab (1,7 Millionen Paar).

Was zur vollständigen Zufriedenheit der Branche noch fehlt, bleibt der Schnee. Das Wetter ist aber nicht das einzige Sorgenkind. (Erwartbare) Kritik an der Gewerkschaft in Zusammenhang mit den stockenden Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller kommt von Tourismus-Chefin Nocker-Schwarzenbacher: „Die fehlende Gesprächsbereitschaft ist beunruhigend.“ Und: „Man kann die Unternehmer nicht für politische Entwicklungen verantwortlich machen“, ärgert sich die Salzburger Hotelbetreiberin.

In der eigenen Branche bleiben die Mitarbeitersorgen latent. Die Aufnahme der Köche in die Mangelberufsliste ab Anfang 2019, sodass auch Köche aus Drittstaaten angestellt werden können, habe weiterhin Priorität. Die 1100 genehmigten Saisonarbeitsplätze seien „viel zu wenige und nicht befriedigend“. Viel Hoffnung setzt Nocker-Schwarzenbacher diesbezüglich in die neue Tourismusstrategie der Bundesregierung, die im Frühjahr 2019 vorliegen soll.