Der internationale Handelskonflikt und ein Nachfragerückgang in der europäischen Automobilindustrie haben deutliche Spuren in der Bilanz des Stahlkonzerns voestalpine hinterlassen: Der Gewinn nach Steuern (vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen) brach im ersten Geschäftshalbjahr 2018/19 um knapp 19 Prozent auf 316,2 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen heute mitteilte.

Der börsennotierte Technologiekonzern hatte die Anleger bereits vor etwa zwei Wochen mit einer Gewinnwarnung für das gesamte Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende März 2019) verschreckt, die Jahresziele wurden "angepasst" und dabei gekappt: Aus aktueller Sicht sei ein operatives Ergebnis (EBITDA) von "knapp 1,8 Milliarden Euro" bzw. ein Betriebsergebnis (EBIT) von "etwas unter 1 Milliarden Euro" zu erwarten, hieß es auch heute, Mittwoch.

Zuvor hatte man mit Ergebnissen auf Vorjahresniveau gerechnet, also mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 1,95 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,18 Milliarden Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 hatte die voestalpine das EBIT um 43 Prozent gesteigert und damit erstmals die Milliardenmarke überschritten, das EBITDA war um fast 27 Prozent ebenfalls auf Rekordniveau gewachsen.

Testverfahren und Handelsstreit

Damit ist es nun vorbei. In der Realwirtschaft seien die Auswirkungen der protektionistischen Handelspolitik von inzwischen einer Vielzahl an Staaten und auch "erhebliche Verwerfungen in der europäischen Automobilindustrie, ausgelöst vor allem durch ein neues Abgasemissions-Testverfahren (WLTP), spürbar". Das hätte "zuletzt erhebliche Auswirkungen auf alle Divisionen des Konzerns" gehabt. Die voestalpine beliefert unter anderem alle namhaften deutschen Autohersteller mit Hightech-Komponenten. Die "Verringerung der wirtschaftlichen Dynamik in China" infolge des internationalen Handelsstreits hingegen sei mit "überschaubaren Konsequenzen" für die voestalpine verbunden.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibung erzielte das Unternehmen im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2018/19 einen Gewinn (EBITDA) von 860,1 Millionen Euro, das waren um 11,2 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (968,9 Millionen Euro). Die EBITDA-Marge sank von 15,4 auf 12,9 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank um 17,9 Prozent auf 479,5 Millionen Euro, die EBIT-Marge verschlechtert sich von 9,3 auf 7,2 Prozent. Der Gewinn je Aktie verringerte sich um 19,1 Prozent von 2,09 auf 1,69 Euro. Gestiegen ist hingegen der Umsatz - um 5,9 Prozent von 6,30 Milliarden auf 6,67 Milliarden Euro.

Hohe Investitionen

Den Konzern belasten heuer auch die routinemäßige Erneuerung eines Hochofens in Linz, die über den Sommer erfolgte und mit "deutlich verringerten Produktions- und Versandmengen" einherging, sowie ein zweiwöchiger Betriebsstillstand wegen eines Brandes in der HBI-Werk ("Hot Briquetted Iron"-Anlage) in Texas infolge von Hochwasser. Dort stellt die voestalpine für ihre Stahlwerke aus Eisenerzpellets sogenannten Eisenschwamm her, ein Vormaterial zur Rohstahlerzeugung.

Vor wenigen Monaten war das Management noch davon ausgegangen, dass die finanzielle Belastung infolge der Neuzustellung des Hochofens in Linz durch positive konjunkturelle Effekte und zusätzliche Ergebnisbeiträge aus neuen Werken wettgemacht werden könnte. Der etwa alle 14 Jahre erforderliche Austausch eines Hochofens ging mit Investitionen von rund 190 Millionen Euro und einer Gewinnbelastung von 150 Millionen Euro einher. Das generelle Wirtschaftswachstum habe sich aber zuletzt "abgeflacht". Auch der Geschäftsausbau in Nordamerika war mit höheren Kosten verbunden.