Fairtrade ist auf der Suche nach Wachstumsmärkten und nimmt in den nächsten fünf Jahren den chinesischen Markt ins Visier. Man müsse dieses Vorhaben genau vorbereiten und dürfe nichts überstürzen, sage Fairtrade-International-CEO Dario Soto Abril im APA-Gespräch. Einen genauen Startpunkt wollte Abril noch nicht nennen.

Es gebe in China etwa bereits Bauern, die unter dem Fairtrade-Siegel für den Export produzieren. Konsumenten können in China aber noch keine Fairtrade zertifizierte Produkte wie Tee, Kaffee, Bananen, Schokolade oder Blumen kaufen. Ein interessanter Markt für Fairtrade wäre möglicherweise der Bereich Elektronikartikel. Man habe dies kürzlich analysiert, aber keine Entscheidung getroffen, sagte der Fairtrade-International-CEO. Man sei "offen für Innovationen".

Angemessene Preise

Das Fairtrade-Siegel wird an Produkte vergeben, bei denen Kleinbauern und Plantagenarbeiter angemessene Preise erhalten und unter fairen Bedingungen arbeiten. Außerdem soll vor Ort in Bildungs- und Entwicklungsprojekte investiert und umweltfreundlich produziert werden. Fairtrade steht in Konkurrenz zu anderen Nachhaltigkeitssiegeln wie Rainforest Alliance/UTZ. Große internationale Nahrungsmittelkonzerne haben sich in den vergangenen Jahren eher für Rainforest Alliance oder UTZ entscheiden, weil dort kein Mindestpreis für Produkte verlangt wird, wie bei Fairtrade oder ein eigenes Nachhaltigkeitsgütesiegel geschaffen wie die Milka-Mutter Mondelez mit dem "Cocoa Life"-Gütesiegel.

Die weltweiten Umsätze mit Fairtrade-Produkten von 1,6 Millionen Bauern lagen zuletzt umgerechnet bei knapp 8 Mrd. Euro. Rund 150 Mio. Euro an Fairtrade-Prämie flossen in Bauern-Gemeinschaftsprojekte vor Ort. Ein deutliches Absatzplus bei Bananen und Kakao für Süßwaren haben den geschätzten Umsatz von Fairtrade zertifizierten Produkten in Österreich im Jahr 2017 um 13 Prozent auf 304 Mio. Euro steigen lassen. Vor 25 Jahren startete Fairtrade in Österreich mit dem Verkauf von Kaffee. In den folgenden Jahren nahm man unter anderem Kakao, Bananen, Rosen, Baumwolle und Zucker ins Programm.

Ein zentrales Thema für Fairtrade sei es langfristig eine existenzsichernde Entlohnung (living wage) sicherzustellen, sagte Abril. Bauern könnten oftmals nur etwa 30 bis 60 Prozent ihrer Ernte unter dem Fairtrade-Label verkaufen, weil die Nachfrage noch nicht so groß sei. Deswegen versuche man den Fairtrade-Absatz weiter anzukurbeln und sei auch mit weiteren großen Unternehmen im Gespräch. Abril war anlässlich von 25 Jahren Fairtrade Österreich am Donnerstag beim Fairtrade-Jubiläums-Kongress in Wien.