Österreichs Agrar-, Lebensmittel und Getränkeexporte sind im ersten Halbjahr 2018 um fast 5 Prozent gestiegen. Die Agrar-Ausfuhren legten im Vergleich zur Vorjahresperiode um 4,8 Prozent auf 5,78 Milliarden Euro zu, im Teilbereich Erzeugnisse der Lebensmittel- und Getränkeindustrie stiegen sie um 6,3 Prozent auf 3,487 Milliarden Euro, teilten die AMA und der Fachverband am Mittwoch mit.

Im Gesamtposten Agrarexporte werden alle Ausfuhren von lebenden Tieren, Produkten tierischen und pflanzlichen Ursprungs, Fette und Öle, sowie - in einer eigenen Untergruppe - die Erzeugnisse der Lebensmittel- und Getränkeindustrie umfasst.

Mehr Importe als Exporte

Insgesamt bleibt die österreichische Agrar-Außenhandelsbilanz allerdings defizitär, das heißt es wurden mehr Agrarprodukte, Lebensmittel und Getränke nach Österreich ein- als ausgeführt. Den Exporten von 5,78 Milliarden Euro im ersten Halbjahr standen Importe von 6,06 Milliarden Euro (+3,4 Prozent) gegenüber. Die größten Zielländer für Österreichs Agrarexporte sind Deutschland, Italien und die USA.

Nach Deutschland wurden in den ersten sechs Monaten Agrargüter im Wert von 2,01 Milliarden Euro geliefert, ein Plus zur Vorjahresperiode von 6 Prozent. Ins krisenbelastete Italien gingen Agrarexporte von 609 Millionen Euro, um 5 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2017. Die Exporte in die USA legten - trotz diverser Handelsstreitigkeiten - um 5,6 Prozent auf 472 Millionen Euro zu.

Export in 180 Länder

Der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blass, verweist auf die Stärke der Branche, die ihre Produkte "Made in Austria" in 180 Länder exportiert. "Die Branche ist hoch kompetitiv und hoch innovativ und setzt sich auf internationalen Märkten durch", sagte er bei der Pressekonferenz in Wien. Die negative Außenhandelsbilanz ergebe sich auch dadurch, weil viele Produkte wie Kaffee oder Zitrusfrüchte in Österreich nicht herstellbar seien.

Die wichtigsten Warengruppen im rot-weiß-roten Lebensmittel- und Getränke-Export sind Limonaden, Energy-Drinks und Eistees mit 1,072 Milliarden Euro und einer Steigerung zur Vorjahresperiode von 8,2 Prozent. Ein großer Teil davon entfällt auf den Energydrink-Hersteller Red Bull. Mit größerem Abstand folgen Zubereitungen zur Tierfütterung mit 298 Millionen Euro, Käse und Topfen mit 290 Millionen und Feine Backwaren mit 280 Millionen Euro. Rückgänge gibt es im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 bei Schweinefleischexporten, die mit 166 Millionen Euro ein Minus von 13,7 Prozent verzeichnen und bei Schokoladewaren, die ein Minus von 5,1 Prozent auf 164 Millionen Euro aufweisen.

Brexit wirft Schatten voraus

In den Stolz auf die heimische Exportleistung mischt sich auch Sorge um die weitere Entwicklung: Der Brexit werfe seine Schatten voraus, erläuterte Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin im Fachverband der Lebensmittelindustrie. Es gebe bereits vorgezogene Einkäufe und verstärkte Lieferungen von lagerfähigen Produkten an die britischen Handelspartner. Sie warnte vor einem harten Brexit, also einem Ausscheiden der Briten ohne ein Abkommen mit der Europäischen Union. Nach Großbritannien wurden im ersten Halbjahr Agrarprodukte im Wert von 109 Millionen Euro exportiert, ein Plus von 19,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Von der österreichischen Bundesregierung erhofft sich die Branche weitere Unterstützung. Dabei sollte volle Kraft für den Export aufgewendet werden und die Bemühungen der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer (WKÖ) unterstützt werden, wünschen sich die Branchenvertreter von der Politik. Die Freihandelsabkommen mit Japan und Kanada werden unterstützt.

Fachmesse in Paris

Bei der Weltfachmesse für Ernährung, der SIAL in Paris (21. bis 25. Oktober 2018) wird die heimische Agrar- und Lebensmittelbranche mit mehreren Österreich-Ständen vertreten sein, kündigte Franz Ernstbrunner von der Außenwirtschaft Austria der WKÖ an. Weitere wichtige Ausstellungen in dem Sektor mit österreichischer Beteiligung sind etwa die BIOFACH in Nürnberg, die Gulfood in Dubai oder die Vinexpo in Hongkong.