Schon bei der Rettung der Möbelkette Kika/Leiner durch die Signa-Gruppe von Rene Benko wurde vermutet, dass es wohl strukturelle Änderungen geben werde. Wie berichtet, werden nun rund 1100 Menschen ihren Job verlieren. Vier Filialen werden geschlossen, darunter auch jene in Spittal an der Drau.

"Die Strategie des Vorbesitzers, Kika/Leiner als Teil eines globalen Möbelkonzerns zu positionieren, hat das Unternehmen an den Rand der Insolvenz geführt", begründete Signa die "zwingend notwendigen" Maßnahmen. Für die gekündigten Mitarbeiter wird ein Sozialplan ausgearbeitet.. Sie wurden am Donnerstag nach Geschäftsschluss informiert. Der Schock sitzt tief.

Doch die Situation bei Kika/Leiner ist nur die Fortsetzung eines strukturellen Wandels im Handel. Seit 2010 wurde die Branche von zahlreichen Großinsolvenzen, Übernahmen und Zerschlagungen erschüttert. Mehr als 10.000 Personen haben seit dem ihren Job verloren. Am meisten Stellen kosteten das Ende von Dayli/Schlecker, Zielpunkt, Cosmos und Quelle. Große Jobverluste gab es auch bei Übernahmen wie bauMax sowie Eybl und nun auch bei Kika/Leiner.

Nach der Wirtschaftskrise 2008/09 läuteten der Versandhändler Quelle und der Elektrohändler Cosmos im Jahr 2010 die in der österreichischen Handelsgeschichte der Nachkriegszeit beispiellose Serie an Insolvenzen und Notverkäufen ein. Vor allem ältere, schlechter qualifizierte Frauen sind die größten Leidtragenden der Pleitewelle.

Von Quelle bis Schlecker

Bei der Quelle-Pleite verloren im Jahr 2010 rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job, die Cosmos-Insolvenz kostete knapp 1.200 Stellen. Zwei Jahre später meldete auch der Versandhändler Neckermann in Österreich Insolvenz an, 120 Beschäftigte mussten gehen. Die Übernahme der Schlecker-Filialen in Österreich durch den Investor Rudolf Haberleitner und das Umbranding in Dayli endete im Jahr 2013 in der Insolvenz. Mehr als 3.500 Beschäftigte - vorwiegend Frauen - standen nach der Dayli-Pleite ohne Job da. Ebenfalls im Jahr 2013 meldete der Elektrohändler Niedermeyer Insolvenz an, rund 600 Mitarbeiter mussten sich eine neue Stelle suchen.

Der nächste Elektrohändler strauchelte im Jahr 2014. Der Wiener Computerhändler DiTech wuchs zu schnell und war letztendlich unprofitabel. 250 Mitarbeiter mussten wegen der Pleite gehen. Beim insolventen Blumenhändler Holland Blumen Mark wurde 2014 der Großteil der Filialen von einem Mitbewerber übernommen. 200 der 330 Stellen wurden dadurch erhalten. Der Kauf der oberösterreichischen Sporthandelskette Eybl/Sports Experts durch den britischen Diskonter Sports Direct kostete ebenfalls viele Arbeitsplätze. Zwischen 2014 und 2017 fielen rund 400 Jobs weg.

Das Ende von Baumax

Bei der Zerschlagung der Baumarktkette bauMax im Jahr 2015 gingen 500 Stellen verloren, 3.200 Mitarbeiter wurden bei Filialübernahmen - u.a. von Obi und Hagebau - übernommen. Die Übernahme der angeschlagenen Supermarktkette Zielpunkt durch das oberösterreichische Traditions-Handelshaus Pfeiffer endete nach zwei Jahren in einer Pleite. Anfang 2016 verloren 1.500 Mitarbeiter ihren Job, 1.200 Personen wurden im Rahmen von Zielpunkt-Filialübernahmen - u.a. durch Spar, Rewe (Billa) und Hofer - weiterbeschäftigt.

Auch im Jahr 2018 ging es mit Pleiten in der Handelsbranche weiter. Bei der insolventen Autozubehörkette Forstinger wurden rund 120 Stellen gestrichen. Wegen der Insolvenz der Modekette Charles Vögele Österreich wackeln seit Anfang August rund 700 Arbeitsplätze.

Weitere Artikel