Nachdem in Deutschland ein Gericht am Dienstag geurteilt hat, dass Diesel-Fahrverbote in Ballungsräumen mit hoher Luftbelastung zulässig sind, hat der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) am Mittwoch darauf aufmerksam gemacht, dass auch in Österreich der Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) im Vorjahr mehrfach überschritten worden ist. Demnach wurde der EU-Grenzwert an elf Messstellen nicht eingehalten.

Das deutsche Bundesverwaltungsgericht hat am Dienstag die Revision der Länder Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gegen die von örtlichen Verwaltungsgerichten geforderten Fahrverbote in Stuttgart und Düsseldorf zurückgewiesen. Die Stickstoffdioxid-Werte in deutschen Städten wie München oder Stuttgart lagen im Vorjahr deutlich über jenen von Österreich. So wurde in München ein Jahresmittelwert von 78 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht, in Stuttgart waren es 73 Mikrogramm.

Österreich strenger

Der EU-Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm NO2. Darüber hinaus sieht das Immissionsschutzgesetz Luft in Österreich den noch strengeren Grenzwert von 35 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft vor. Dieser wurde im Vorjahr gleich an 17 Messstellen überschritten, informierte der VCÖ in einer Aussendung. "Betroffen sind zum einen Regionen entlang der Transitautobahnen und andererseits verkehrsnahe Messstellen in Städten", sagte VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Am höchsten war die NO2-Belastung in Tirol in Vomp an der Inntalautobahn (A12) mit einem Jahresmittelwert von 54 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft, informiert der VCÖ. Der zweithöchste Wert wurde in Hallein an der Tauernautobahn (A10) gemessen (49), der dritthöchste in der Stadt Salzburg an der Westautobahn (A1) sowie in Linz bei der Messstelle Römerberg (jeweils 46).

Auch am Rudolfsplatz in der Stadt Salzburg, in Graz (Messstelle Don Bosco), Wien (Hietzinger Kai), Mutters / Gärberbach an der Brennerautobahn (A13), Enns an der A1 sowie Kundl an der A12 und Hallein an der B159 wurde der EU-Grenzwert überschritten. Österreichs Grenzwert (35 Mikrogramm NO2) wurde zudem in Lustenau, Innsbruck, Feldkirch, Klagenfurt, Hall und Lienz nicht eingehalten, berichtete der VCÖ.

Mehr Maßnahmen gefordert

Der VCÖ fordert nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Deutschland zu Diesel-Fahrverboten verstärkte Maßnahmen in Österreich, um die Belastung durch Stickstoffdioxid zu verringern. NO2 kann zu Atemwegserkrankungen, Asthma, Bronchitis, Lungenschäden, Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkten führen.

"Das Diesel-Fahrverbot ist auch die Folge des Dieselskandals. In den vergangenen Jahren haben Hersteller Diesel-Pkw auf den Markt gebracht, die auf der Straße im Vergleich zu den Abgastests im Labor ein Vielfaches an Schadstoffen ausstoßen. Die Abgasnormen wurden aber nicht eingeführt, um in den Prüflabors für saubere Luft sorgen, sondern um die Luftqualität in den Städten und entlang der Transitrouten zu verbessern", sagte Rasmussen.