Der Vater von Margarete Arztmann (68) ist 1976 völlig unerwartet verstorben. "Ich musste unvorbereitet und von einem Tag auf den anderen den Familienbetrieb mit mehr als 30 Mitarbeitern übernehmen. Niemand hatte eine Unterschriftenbefugnis und es hat einen Monat gedauert, bis die Geschäftskonten wieder geöffnet wurden", schildert Arztmann. Schon damals habe sie sich geschworen, dass ihr das nicht passieren würde und sie rechtzeitig die Betriebsübergabe vorbereiten und alles regeln würde.

Ein Vorsatz, den Margarete Arztmann 30 Jahre später in ihrer Firma Nimaro in Köttmannsdorf in die Tat umgesetzt hat. Ihre Tochter Sabine (46), die ursprünglich Journalistin werden wollte und nach der Handelsakademie einen medienkundlichen Lehrgang absolviert hat, ist 1993 eingesprungen, nachdem die Buchhalterin im Betrieb ausgefallen war. "Ich dachte, ich probier es halt mal. Denn wer kann schon sagen, ob er tatsächlich mit einem Elternteil zusammenarbeiten kann", sagt Sabine Arztmann. Heute ist sie die Firmenchefin.

Produziert werden von den aktuell 20 Mitarbeitern Ringmappen, Schnellhefter und Schutzhüllen für Karten. Seniorchefin Margarete Arztmann ist noch an zwei Vormittagen die Woche im Unternehmen, betreut einige "Altkunden" und hilft in der Administration mit. Die offizielle Betriebsübergabe ist 2007 erfolgt. "Es war ein fließender Übergang und für mich überhaupt kein Problem, in die zweite Reihe zu treten. Und ich bin mir bewusst, welches Glück ich habe, dass es eine Generation gibt, die das Unternehmen erfolgreich fortführt", sagt Margarete Arztmann.

Den Mitarbeitern gegenüber sei der Wechsel in der Geschäftsführung ganz eindeutig kommuniziert worden. "Es ist wichtig, klarzustellen, wer die Entscheidungen in der Firma trifft", sagt die Seniorchefin. Verschwommene Kompetenzen sollten bei einer Betriebsübergabe vermieden werden. Und es sei auch wichtig, recht zeitig mit den Vorbereitungen zu beginnen. "Ich habe Schritt für Schritt immer mehr Aufgabenbereiche übernommen. Meine Mutter hat ein wahnsinniges Vertrauen gehabt, dass ich das schaffe. Und das war für mich eine große Motivation. Viele Firmenchefs können nicht loslassen. Das war bei meiner Mutter anders", sagt Sabine Arztmann.

René und Sabine Arztmann sind privat und in der Firma ein Team
René und Sabine Arztmann sind privat und in der Firma ein Team © KLZ/Helmut Weichselbraun

Ihr Mann René ist 1999 ebenfalls ins Familienunternehmen eingestiegen und jetzt für die technische Leitung und Produktion verantwortlich. "Wir sind ein gutes Team. Deshalb funktioniert es", sagt Sabine Arztmann. Sie habe auch gesehen, wie sehr ihre Mutter sich als Alleinkämpferin für den Betrieb aufgerieben habe. "Das wollte ich anders haben. Und gemeinsam mit meinem Mann und geteilter Verantwortung gelingt das."

"Ich hatte auch Glück, dass die Übergabe so reibungslos über die Bühne gegangen ist. Aber so viele ältere Firmenchefs haben keinen Nachfolger. Und zu 50 Prozent sind die Eltern schuld, dass die Kinder nicht wollen", ist Margarete Arztmann überzeugt. Die fehlende Unternehmensbindung sei ein Faktor. Sie habe ihre Kinder immer wieder in die Firma mitgenommen und sie in den Ferien mitarbeiten lassen. Auch die zweite Tochter, Sonja, arbeitet bei Nimaro.

Die "Hofübergabe" ist mit Investitionen, Firmenvergrößerung und Neuausrichtung einhergegangen. "Das hätte ich alleine nicht geschafft. Und ich habe es nicht einen einzigen Tag bereut, dass ich die Firmenleitung in die Hände meiner Tochter gelegt habe", sagt die Seniorchefin.