Die Überraschung zu Beginn: Es gibt auch Milchpreise, die sich derzeit nach oben entwickeln. Der Preis für Biomilch steigt seit April – zuletzt sogar auf 49,2 Cent pro Kilo. Das wiederum kommt steirischen Bauern zugute, liefern sie doch jährlich 60 Millionen Kilogramm Biomilch an heimische Molkereien.

"Nicht mehr kostendeckend"

Weil die im Handel deutlich teurere „Premium-Marke“ aber insgesamt nur 13 Prozent der gesamten steirischen Milchanlieferung ausmacht, darf der versöhnliche Beginn als nur bedingt repräsentativ gesehen werden. Ein wesentlich größerer Teil der Landwirte hängt vom konventionellen Milchpreis ab. Und dieser befindet sich weiter im Sinkflug. Aktuell bekommen die Bauern für ein Kilogramm der höchsten Qualitätsklasse – in dieser liefern de facto alle heimischen Produzenten – 30,73 Cent, also um 25 Prozent weniger als vor zwei Jahren.

„Die Milcherzeugung ist nicht mehr kostendeckend, die Milchbauern arbeiten ohne Lohn, viele Betriebe sind in Existenzgefahr“, warnt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und fordert eine „notwendige Solidaritätsaktion von Lebensmittelhandel und Konsumenten“. Wie dieser „Regionalbonus“ aussehen könnte? Um zehn Cent erhöhte Verkaufspreise für „den Liter Trinkmilch, ein Viertelkilo Butter oder zehn Dekagramm Käse“. So würden die Bauern wieder mehr vom Endkundenpreis bekommen.

„Internationale Preise“

„Der Handel hat nicht die großen Spannen, die sich viele vorstellen“, relativiert indes der steirische Handelsobmann Gerhard Wohlmuth. „Ansonsten hätten wir wohl kaum die vielen Betriebsschließungen.“ Der expliziten Forderung nach einem Regionalbonus kann er wenig abgewinnen. Heimische Lebensmittelhändler seien ohnehin „gute Partner“ der regionalen Landwirte. Vonseiten eines großen Händlers heißt es auf Anfrage der Kleinen Zeitung, dass die Milchpreise ob des hohen Exportanteils der Molkereien nun einmal „international gemacht“ werden. – „Warum soll der heimische Konsument für diese Entwicklung jetzt draufzahlen?“

MARKUS ZOTTLER