Mit Jahresanfang 2015 tritt in vier Bundesländern ein neuer Rahmen für das Automatenglücksspiel in Spielsalons in Kraft. Nicht so in der Steiermark: Bei uns wird erst mit Anfang 2016 umgestellt. Trotzdem geht es schon jetzt ordentlich „rund“ in der Szene der kleinen Automatenaufsteller. Denn der Wildwuchs wird radikal beschnitten: Anstelle der momentan rund 60 Automatenbetreiber mit zusammen etwa 3000 Spielautomaten wird es landesweit nur mehr drei Konzessionen für jeweils 337 Geräte geben.
Wer die Konzessionen erhält, ist noch nicht entschieden, die Zuständigkeit für das Verfahren liegt bei Landeshauptmann Franz Voves. Am 28. November endete die Einreichfrist, neun Firmen haben sich beworben – darunter die „einschlägig verdächtigen“ Platzhirsche. Also die Novomatic (über ihre eigens dafür gegründete Tochterfirma Admiral Casinos & Entertainment AG), dann die oberösterreichische Amatic und auch die PHP-Gruppe des Grazers Helmut Polanz. Die Novomatic ist nach der Papierform Favorit, sie hat schon in Nieder- und Oberösterreich sowie im Burgenland und in Kärnten Konzessionen erhalten.
Kein Zutritt für Jugendliche
Der Groll der Kleinen ist beträchtlich, denn das neue Gesetz und die Ausschreibung sind ganz auf Novomatic & Co zugeschnitten. Gespielt werden darf nur mehr in Spielsalons, wo Jugendliche keinen Zutritt haben. Mitarbeiterschulung, Zutrittskontrollen und die Zusammenarbeit mit Spielerschutz-Vereinigungen sind aufwendig zu gestalten und zu dokumentieren. Wer auf eine schon vorhandene Infrastruktur und Praxiserfahrung verweisen kann, ist ebenfalls im Vorteil.
Die Hürden sind aus Gründen der Suchtprävention wichtig und stehen fachlich außer Zweifel. Dass sie zugleich auch die kleinen Automatenaufsteller aus dem höchst lukrativen Geschäftsfeld verdrängen, ist ein Kollateraleffekt, den man politisch gewollt haben kann oder auch nicht. Tatsache ist, dass es im Milieu der „Automatenkönige“ keineswegs nur seriöses geschäftliches Gebaren gab. Szenekenner berichten über bewusst herbeigeführte Konkurse und bescheinigen manchem Akteur einen ausgeprägten Hang zur Steuervermeidung.
Trotzdem fühlen sich die Automatenaufsteller zu Unrecht an den Pranger gestellt und in ihrem Erwerb beschnitten. „Bei uns gibt es keine Spielsüchtigen, wir haben ja sowieso nur vier oder fünf Automaten pro Lokal“, sagt etwa Josef Edelsbrunner, ein alter Fuchs dieses Gewerbes. Früher betrieb er 14 Standorte in der südlichen Steiermark. Durch Internet, Euro-Einführung und gesetzliche Schranken schrumpfte die Firma auf drei Lokale in Graz, Hartberg und Bad Gleichenberg. Rund 140 Leute beschäftigte er früher, etwa 40 sind noch übrig. Die Hälfte davon werde er mit der Umstellung Ende 2015 abbauen müssen.
Automatenaufsteller wehrt sich
Kämpferischer gibt sich Ferdinand Duschek, der in Zeltweg Automaten und Internet-Terminals produziert und auch als Aufsteller Geld verdient. Er ist entschlossen, seine Automaten auch nach 2015 stehen zu lassen: „Ich habe eine unbefristete Konzession, und die ist weiter gültig“, lautet sein Rechtsstandpunkt. Dass er die Beschlagnahme und auch Verwaltungsstrafverfahren riskiert, schreckt ihn nicht: In dieser Branche sind haarige Auseinandersetzungen mit Behörden üblich. Der Vorwurf des illegalen Glücksspiels ist ein ständiger Begleiter. Duschek selbst hatte beispielsweise im Jahr 2012 rund 50.000 Euro Anwaltskosten. „Keine einzige Beschlagnahme wurde vom Gericht im Nachhinein bestätigt“, zieht er Bilanz.
Damit drohen der Steiermark nun „Wiener Verhältnisse“ mit umgekehrten Vorzeichen. Denn in Wien, wo schon mit Jahresbeginn 2015 umgestellt wird, ist es die Novomatic, die ihre Automaten gegen die behördlichen Vorgaben weiterlaufen lassen will – ebenfalls mit Verweis auf gültige Konzessionen. Den Unterschied zur Steiermark beschreibt Novomatic-Sprecher Hannes Reichmann so: „In Wien wird der bundesgesetzliche Rahmen nicht umgesetzt. In der Steiermark hingegen schon.“
Nur bedingt glücklich mit dem neuen Gesetz ist man in der Wirtschaftskammer. Fachgruppenobfrau Daniela Gmeinbauer hält den Kahlschlag für zu radikal: „Über kurz oder lang werden wir wieder das illegale Glücksspiel im Hinterzimmer haben.“