Zeitverschiebung, neun Stunden. "Ich bin es gewohnt, früh zu arbeiten". Schmunzeln. Ein Anruf um zwei Uhr früh Ortszeit bringt Andreas Wendel nicht aus der Ruhe. Längst atmet er den rastlosen Geist des Silicon Valley. Jener kalifornischen Region, die weltweit für technische Innovationen und großartige Ingenieure bekannt ist. Seit August ist Wendel einer von ihnen. Seinen Lebensmittelpunkt hat er nach Mountain View verlegt, der Heimat Googles.

2004 beginnt der gebürtige Vorarlberger sein Telematik-Studium an der Technischen Universität (TU) Graz, schon während des Studiums schnuppert er nordamerikanische Luft. Damals noch im kanadischen Hamilton. Später fasst er an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh Fuß, einer der renommiertesten Forschungsstätten der USA. Er lernt, Computern das beizubringen, was "Menschen so gut können": Zusammenhänge finden und diese verstehen. An der Privat-Universität spricht ihn ein Professor an - Google suche Leute wie Andreas. Der passionierte Rettungstaucher durchläuft mehrstündige Aufnahmetests, mündlich wie schriftlich, und wird Teil des Suchmaschinen-Giganten. Der längst auf neue Produkte setzt. Google will schon bald selbstfahrende Autos serientauglich machen - der TU-Abgänger soll die Technik daraufhin weiterentwickeln.

Mit ähnlichen Algorithmen hatte Wendel schon im Rahmen seiner Dissertation zu tun. Der heute 29-Jährige schrieb über unbemannte Flugsysteme, sogenannte "Micro Aerial Vehicles". Sie dienen der Photogrammetrie (Bildmessung), um komplexe Luftaufnahmen anzufertigen - in der Industrie verwendet man sie zur Inspektion von Strommasten oder der Baustellen-Dokumentation.

Notwendig ist es, die Geräte im urbanen Umfeld präzise und sicher zu navigieren - Andreas Wendel hat als Teamleiter ein passendes, neuartiges System dafür entwickelt. Gestern Abend wurde diese Leistung in Graz mit dem Universitätsforschungspreis der Industrie honoriert.