Die steirischen Firmen im Bereich Umwelttechnologie werden künftig eng mit Partnerbetrieben in Dänemark zusammenarbeiten. Ein Vertrag darüber wurde von Bernhard Puttinger, dem Chef des Öko-Clusters "Eco World Styria", unterzeichnet. Der förmliche Akt im pompösen Rathaus von Kopenhagen war Schlusspunkt einer wirtschaftspolitischen "Entdeckungsreise" in die Öresund-Region, die für die Vertreter der steirischen Wirtschaft diese Woche viel Bemerkenswertes bereithielt.

Nachhaltig eingeprägt hat sich bei den Steirern etwa der dichte Radverkehr in Dänemarks Hauptstadt: Sagenhafte 60 Prozent der Dänen nützen das Rad für die Fahrt zur Arbeit. Die Radwege sind teilweise als drei Meter breite "Bike-Highways" mit Werkstatt-Servicestationen und grüner Welle an den Ampeln ausgebaut. Zehn Millionen Euro steckt die Stadt jährlich in den Weiterbau des Radwegenetzes, sogar die Mistkübel werden so montiert, dass man vom Rad aus Mist einwerfen kann.

Als Folge davon spare man sich jährlich Gesundheitsausgaben von 230 Millionen Euro, rechnet der zuständige Vizebürgermeister Morten Kabell vor. Denn jeder mit Rad statt mit Auto gefahrene Kilometer erspare 77 Cent an Gesundheits- und weitere 16 Cent an späteren Sozialausgaben. Sehr angetan von dieser Politik zeigt sich der Vizepräsident der steirischen Wirtschaftskammer, Jürgen Roth: "Man müsste jedem Steirer ein billiges, aber robustes Rad schenken. Dann wird auch mehr gefahren", glaubt er. Damit knüpft er an die Idee der einstigen Verkehrslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder an, die das "Steirerbike" stark aus dem Steuertopf subventionieren ließ. Das Angebot nützten damals freilich überwiegend Besserverdiener.

Roth zieht aus dem Skandinavien-Aufenthalt ein dreifaches Resümee: Erstens seien kleine, offene Volkswirtschaften wie Dänemark und Österreich stark vom Export abhängig. Zweitens müssten die Steirer dringend bessere Sprachkenntnisse erwerben. In Dänemark sprechen Wirtschaftsfunktionäre durchgehend sehr gut Englisch, was man in der Heimat nicht behaupten kann. Drittens aber würden auch die Dänen "nur mit Wasser kochen", so Roth: "Sie haben dieselben Probleme wie wir - zu hohe Arbeitskosten, zu hohe Steuern, Überalterung der Gesellschaft und fehlendes Wachstum."

Als der mitreisende Thomas Krautzer (Industriellenvereinigung) seine Verbandspartner von "Danish Industry" zum Thema US-Freihandelsabkommen befragte, hörte er Überraschendes: Die dänische Bevölkerung stehe ganz überwiegend positiv zum Freihandel, kritische Stimmen gebe es kaum. Überhaupt werde über das "TTIP"-Abkommen öffentlich kaum diskutiert, ließ Direktor Jacob Kjeldsen (Danish Industry) wissen. Klar, dass Krautzer einen positiven Eindruck mitnahm, was zu Hause freilich wenig helfen wird: Bei uns ist "TTIP" und besonders der Investitionsschutz für Konzerne nach wie vor heiß umfehdet.

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann zieht positive Bilanz. Ein Beispiel will man sich etwa am erklärten Ziel Kopenhagens nehmen, schon bis 2025 den städtischen Energiebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken. In Dänemark sind das vor allem Biomasse und Wind, Erdwärme gilt als wenig wirtschaftlich. Obwohl das größte Hindernis auf diesem Weg - der Meereshafen - bei uns als Thema wegfällt, ist das Ziel für die Steiermark zu ambitioniert. In einem Punkt allerdings liegen die Grazer gegenüber Kopenhagen klar vorne: Das in Küstennähe erbaute Stadtviertel "Smart City", das die Dänen stolz vorführten, kann mit dem in Graz geplanten Projekt gleichen Namens nicht mithalten.