E ine wichtige Frage vorneweg: Wie geht es bei der Bawag-Tochter Stiefelkönig weiter?
BYRON HAYNES: In den nächsten Tagen wird es eine Information dazu geben. Wir wissen, es gibt viele Spekulationen. Konkret ist, dass wir mehr als 30 Interessenten haben. Bis Ende Februar sollten wir mehr Klarheit haben.
Gibt es bereits eine Liste mit bevorzugten Interessenten?
HAYNES: Nein, wir haben den Verkaufsprozess noch nicht gestartet. Was wir tun, ist den Datenraum zu öffnen. Wir können nicht mit 30 Interessenten zur selben Zeit verhandeln.
Ganz anderes Thema: Wie werden sich die Zinsen entwickeln?
HAYNES: Ich glaube, im vierten Quartal dieses Jahres werden wir Anzeichen für eine Erhöhung sehen. Die wirtschaftliche Entwicklung sollte 2012 zu höherer Steigerung führen.
In welchem Ausmaß?
HAYNES: Ich besitze keine Kristallkugel. Ich schätze, es wird nicht signifikant viel sein.
Was halten Sie von der Kursgewinnsteuer?
HAYNES: Der Zeitablauf ist zu kurz, man sollte die Einführung erstrecken.
Macht die Diskussion über eine Ausweitung der Banköffnungszeiten Sinn?
HAYNES: Für mich ist das positiv. Wir können den Kunden am Samstag und unter der Woche flexiblere Servicezeiten bieten.
Wechseln wir zur Bawag. Wo steht die Bank heute?
HAYNES: Wir werden unsere Bilanz am 16. März veröffentlichen. Was ich sagen kann, ist, dass wir profitabel sind, wir werden einen Gewinn von mehr als 100 Millionen Euro erzielen. Das ist das erste Mal seit vier Jahren, dass die Bawag Gewinne schreibt. Wir wollen diesen Kurs halten.
Wie schaut der Ausblick auf 2011 aus?
HAYNES: Wir hatten im Jänner einen außerordentlich guten Start. Das betrifft alle Geschäftsfelder und die Standorte in der Steiermark und in Kärnten. Ich sehe die österreichische Wirtschaft auf Wachstumskurs.
Definieren Sie, bitte, den Umfang näher.
HAYNES: Der Zuwachs liegt bei 20 bis 30 Prozent, auch durch die Kooperation mit der Post.
Noch immer ein Thema sind die hohen Verluste bei den Karibik-Geschäften. Wie sehen Sie die Lage?
HAYNES: Das ist Geschichte, wir schauen nach vorne. Jeder kennt die Vergangenheit, aber wir sind eine ganz andere Bank als früher.
Die Regierung hat eine Staatsgarantie über 400 Millionen Euro gegeben, die ausgelaufen ist. Macht Ihnen das Probleme?
HAYNES: Die haben wir nie gezogen. Die Bawag hat aus der Bankenhilfe 550 Millionen Euro erhalten. Wir konnten investieren, u. a. in die österreichische Wirtschaft und in unser Geschäft, das war die Triebfeder für den Erfolg 2010.
Dieses Geld liegt noch in der Bank. Wie viel zahlen Sie dafür an Zinsen?
HAYNES: Das sind 9,3 Prozent.
Im Vergleich zu guten Konditionen bei Privatkrediten ist das viel.
HAYNES: Lassen Sie es mich so sagen, es ist ein gutes Geschäft für alle Beteiligten.
Übrigens, haben Sie eine Ahnung, wo die in der Karibik versandeten Gelder sind?
HAYNES: Die Antwort ist ein klares Nein. Ich war damals natürlich noch nicht in der Bank.
Auch Bawag-Mehrheitseigentümer Cerberus hat keine Nachforschungen betrieben?
HAYNES: Nein. Die gerichtlichen Untersuchungen waren abgeschlossen, als Cerberus zur Bawag kam.
Keine Privatdetektive angesetzt?
HAYNES: Definitiv nicht.
Was wird die fernere Zukunft für die Bawag bringen? Einen Börsengang, einen Verkauf?
HAYNES: Ich für meinen Teil kann nicht sagen, was die Absichten der Teilhaber sind. Was ich weiß, ist, dass auf mir kein Druck zum Verkauf oder sonst etwas lastet, solange die Bank Gewinne macht. Das wichtige Vorhaben für mich ist jetzt die Ausweitung der Kooperation mit der Post.
Wie dicht soll das Netzwerk werden? Es gibt rund 1300 Postämter.
HAYNES: 525 gemeinsame Standorte sollen es sein, abschließen wollen wir das in 18 Monaten.
INTERVIEW: HELLFRIED SEMLER