Die geplante Fusion der Deutschen Börse in Frankfurt mit der New York Stock Exchange in Manhattan weckt große Hoffnungen. Politiker, Händler, Analysten und Anlegerschützer äußerten sich positiv zu den Plänen. Nur gemeinsam, so der Tenor, lasse sich die Konkurrenz in Schach halten. Denn alternative Handelsplattformen, oft von den Banken ins Leben gerufen, und rasant wachsende Börsen in Asien machen den etablierten Häusern das Leben schwer.
"Zusammen mit New York geht an Frankfurt am Main kein Weg mehr vorbei", sagte Frankfurts Bürgermeisterin Petra Roth. Sie sieht den Finanzplatz gestärkt aus der Fusion hervorgehen. Denn kommt es zum Zusammenschluss, werden die Anteilseigner der Deutschen Börse bis zu 60 Prozent des Gesamtunternehmens kontrollieren. Auch die Anlegerschützer geben unter diesen Voraussetzungen Rückendeckung: "Wir unterstützen das Vorhaben der Deutschen Börse, den Konsolidierungsprozess in der Branche aktiv voranzutreiben", erklärte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Die beiden Börsenbetreiber hatten erklärt, sie befänden sich in "fortgeschrittenen Fusionsverhandlungen". Es ist bereits der zweite Anlauf für eine Fusion nach 2008. Die Deutsche Börse hatte sich 2006 auch schon um einen Zusammenschluss mit der Mehrländerbörse Euronext bemüht, war mit ihrem Vorhaben jedoch gescheitert. Letztlich übernahm damals die New York Stock Exhange den europäischen Börsenbetreiber und wurde zur NYSE Euronext.
Wenn sich die Deutsche Börse mit der NYSE Euronext zusammentut, entsteht ein Börsengigant mit Handelsplätzen in Frankfurt, New York, Amsterdam, Paris, Lissabon, Brüssel und London. Nirgendwo anders auf der Welt würde mehr gehandelt.
Der Finanzdienstleister Bloomberg rechnete aus, dass die gelisteten Unternehmen einen Wert von mehr als 20.000 Milliarden Dollar (14.702 Milliarden Euro) hätten und 36 Prozent des weltweiten Aktienhandels über den neuen Konzern liefen. Die Megabörse hätte ein starkes Standbein im höchst lukrativen Derivatenmarkt. Dabei handelt es sich um abgeleitete Finanzprodukte, etwa Wetten auf die Preisentwicklung bei Rohstoffen.