Die Idee ist an Einfachheit kaum zu überbieten. Aber man muss sie eben erst einmal haben. Einer deutschen Firma scheint es mit einem simplen Kniff gelungen zu sein, das Glühlampenverbot der EU zu umgehen. Sie verkauft weiter 100 und 75 Watt starke Birnen, obwohl diese laut EU-Gesetz nicht mehr im Handel sein dürften. Der Trick: Sie sind nicht als Leuchten ausgewiesen, sondern als Heizelemente.

"Heatball", also "Hitzeball", nennt sich die Kreation des Essener Maschinenbauingenieurs Siegfried Rotthäuser. Neu erfunden hat der 49-Jährige nicht etwa das Gerät selbst, sondern lediglich ebendiese Bezeichnung - und den offiziellen Verwendungszweck. Heizen statt leuchten: So entsteht aus einer herkömmlichen Glühbirne, die bekanntlich nur fünf Prozent der zugeführten Energie in Licht umwandelt und den Rest als Wärme abstrahlt, ein Heizsystem mit "extrem hohem Wirkungsgrad, das praktischerweise in jede Glühlampenfassung passt".

4000 Stück seiner Heatballs hatte der Essener für seine neue Firma in einer ersten Lieferung aus China kommen lassen. Etwas Werbung auf der eigens dafür geschaffenen Internetseite www.heatball.de und die bestellte Ware war binnen weniger Tage ausverkauft. Um 1,69 Euro das Stück, von denen 30 Cent in ein Projekt zum Schutz des Regenwalds fließen.

Rechtlich ließ Rotthäuser seine Idee mit einem Gutachten absichern, wenngleich er einräumt, dass sich der Verkauf der Heatballs finanziell alles andere als rechne (siehe Interview rechts). Für den Erfinder ist das aber halb so schlimm. Er sieht in seiner Idee ohnedies weniger einen neuen Geschäftszweig als eine Satire auf das umstrittene EU-Verbot von Glühlampen.

Toaster als Leselampe?

Auf seiner Homepage preist Rotthäuser die Heatballs als "beste Erfindung seit der Glühbirne" an. Die originäre Bestimmung des Produkts sei natürlich das Heizen: "Oder gebrauchen Sie Ihren Toaster etwa als Leselampe?" Die Leuchtwirkung während des Heizvorgangs sei übrigens produktionstechnisch bedingt. "Sie ist völlig unbedenklich und stellt keinen Reklamationsgrund dar", heißt es in der Produktbeschreibung.

In Deutschland wurden die Medien auf Rotthäusers Idee rasch aufmerksam, was die Nachfrage nach den Heatballs weiter steigerte. Inzwischen plant der Essener an einer zweiten Lieferung aus China. Wie lange er sein Geschäft weiterlaufen lassen will, weiß der Ingenieur selbst noch nicht. Sollte es doch noch juristische Querschüsse geben, will er sich jedenfalls mit den gleichen Mitteln wehren. Denn das, sagt Rotthäuser, mache ja gerade erst den Spaß an der Sache aus.