Nach der Zuspitzung des Konflikts zwischen Österreich und dem Eurofighter-Hersteller Airbus hat Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) den Generalstab angewiesen, neue Varianten für die Luftraumüberwachung zu prüfen. Und zwar ohne Eurofighter, wie sie betont. Das heiße zwar nicht, dass ein Weiterbetrieb der "Typhoon"-Kampfjets ganz vom Tisch ist, heißt es aus dem Ministerium, "in erster Linie werden andere Optionen geprüft."

Doch so viele Optionen gibt es da gar nicht. Wir haben uns gemeinsam mit dem Militärluftfahrtjournalisten Georg Mader (Jane's Defence) angeschaut, welche Möglichkeiten es gibt und wo die Probleme liegen.

1. Weiter mit dem Eurofighter

Damit das Bundesheer den Eurofighter weiter betreiben kann, sei aus technischer Sicht nur ein Transponderwechsel durchzuführen, sagt  Mader. Damit sei die zukünftige Teilhabe an den zivilen europäischen Flugsicherheitssystemen gewährleistet. Die Kosten dafür schätzt er auf rund 400.000 Euro pro Maschine.

„Alles andere ist zeitgemäß, aber ,nice-to-have’, also nicht sofort nötig“, so Mader. Die wichtigste Nachrüstung sein ein Infrarotsystem, mit dem die Piloten bei Nacht Flugzeuge identifizieren können. In weiterer Folge geht es um ein elektronisches Selbstschutzsystem und Allwetter-Radarlenkwaffen. Das sind im Grunde jene Komponenten, die bei den Nachverhandlungen 2007 abbestellt wurden. Die Hoffnung, dass Airbus im Zuge einer Wiedergutmachung diese Updates auf eigene Kosten vornimmt, teilen aber nicht alle Experten.

Die sogenannte Obsoleszenzbereinigung, also der Tausch veralteter Teile, erfolgt laut Mader schon laufend. „Da geht es um keine hochkomplexen Dinge. Aus der Zeltweger Werft habe ich gehört, dass die das auch selbst machen können.“

Setzt Österreich weiter auf seine 15 Eurofighter, kommt man um einen baldigen Ersatz der Saab 105 als Einsatz- und Trainingsflugzeug nicht herum.

2. Umstieg und Leasing

In der ORF-Diskussionsrunde „Im Zentrum“ brachten mehrere Teilnehmer das Leasing von Kampfjets als Eurofighter-Alternative ins Spiel. Ex-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) meinte, amerikanische F-16 wären zu leasen. Davon hat der international gut vernetzte Militärluftfahrtjournalist Georg Mader noch nichts gehört. Leasen könne man Flugzeuge ohnehin nur von Staaten bzw. deren Armeen, die dafür keine Verwendung mehr haben.

F-16 der tschechischen Luftwaffe
F-16 der tschechischen Luftwaffe © ÖBH/Katsuhiko TOKUNAGA

Zwei Evaluierungskommissionen beschäftigten sich seit 2017 mit einem möglichen Ausstieg aus dem System Eurofighter. Jene unter Doskozil empfahl einen Umstieg auf ein alternatives „Ein-Flotten-System.“ Eine unter Mario Kunasek (FPÖ) ließ mehrere Möglichkeiten offen. Vom Weiterbetrieb des Eurofighters „im aktuell beschränkten Ausrüstungsstand“ riet sie jedenfalls ab.

Neben den F-16 „Flying Falcon“ von Lockheed Martin kommen für Österreich nur die Saab Gripen als Überschall-Jäger in Frage. Als das Verteidigungsministerium 2016 in Schweden Informationen einholte, sollen die Skandinavier 18 Gripen (davon drei Doppelsitzer) angeboten haben – als Ersatz für Eurofighter und Saab 105. Das Gesamtpaket samt Pilotenausbildung soll pro Jahr nicht mehr kosten als der Eurofighter-Betrieb allein. Unklar ist, aus welcher Baureihe diese Jets stammen sollen.

Saab Gripen aus Schweden
Saab Gripen aus Schweden © Bundesheer

Mader weist aber auf ein Problem hin, das in der Debatte unter den Tisch fällt. Schon jetzt gibt es beim Schlüsselpersonal der Luftstreitkräfte, dazu gehören auch die Dienste am Boden, einen Mangel. Ein neues Gerät einzuführen bedeute einen hohen zusätzlichen Aufwand, weil für einen gewissen Zeitraum zwei Systeme und die Ausbildung parallel betrieben werden. „Erst wenn diese Frage geklärt ist, kann man über Flugzeugtypen reden“, betont der Experte.

Dazu kommt, dass die Austro-Eurofighter als unverkäuflich gelten. Eine Zwei-Milliarden-Euro-Investition vorzeitig abzustellen, kommt einem Schildbürgerstreich gleich.

3. Ausstieg aus dem Überschall

Eine Variante, die vor allem die Grünen favorisieren, wäre der komplette Verzicht auf einen Überschalljäger. Aus militärischer Sicht bedeutet das zwar einen Rückschritt in die Ära vor dem Draken (1988), rein politisch scheint dies nicht ganz abwegig, zumal sich im Regierungsprogramm keine klare Festlegung findet.

Auf dem Markt gibt es mit dem M-346 von Leonardo nur ein Flugzeug, das zumindest für die meisten luftpolizeiliche Aufgaben herangezogen und entsprechend bewaffnet werden kann. Abfangjäger ist der italienische Jet-Trainer aber keiner, die Schallmauer durchbricht er höchstens im Sturzflug. „Eine Militärmaschine, die sich einer Verfolgung entziehen will, holt man damit nicht ein“, gibt Militärluftfahrtexperte Georg Mader zu bedenken.

Leonardo M346 in Zeltweg
Leonardo M346 in Zeltweg © Leonardo

Die Italiener bieten ihre M-346 dem Bundesheer schon seit Langem als Ersatz für die Saab 105 an und verweisen dabei auf die geringen Betriebskosten sowie auf Simulationsprogramme für die Pilotenausbildung. Sollte dieses Flugzeug tatsächlich auch als als Einsatzmuster für das Bundesheer beschafft werden, dann müsste die Stückzahl wohl mindestens 24 betragen und die Luftraumüberwachung von zwei Standorten aus betrieben werden, meint Mader. Das Flugzeug habe dann mehrere Rollen gleichzeitig zu erfüllen.

Im Hinblick auf die viel zitierten neuen Bedrohungen könnte die Regierung eine Entscheidung für die günstigere Variante damit argumentieren, dafür mehr Mittel in die Drohnenabwehr und in neue Hubschrauber zu investieren.