Als Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie an der Med Uni Wien weiß Karin Gutierrez-Lobos, dass eine Pandemie „ein Brennglas auf die psychosozialen Umstände eines Staates wirft“. Was das für Österreich bedeutet und wie die Psyche der Österreicher noch unter der Coronakrise leiden wird, ergründete sie im Kleine-Zeitung-Talk mit Peter Pelinka. „Am Anfang einer solchen Krise ist man wie erstarrt, versucht irgendwie, Kontrolle zu gewinnen“, sagt die Expertin – so lassen sich auch Hamsterkäufe erklären. Je länger eine Krise anhält, desto schwerer wird es, diese auszuhalten: Mit Homeschooling, Jobverlust, finanziellen Sorgen folgten extreme Herausforderungen, Isolation und Quarantäne stellten außerordentliche psychische Belastungen dar: „In der Folge können posttraumatische Belastungsstörungen oder Depressionen auftreten“, sagt Gutierrez-Lobos – allerdings erst mit einer gewissen Verzögerung. Frauen könnten besonders stark betroffen sein – „die Belastungen bei Frauen sind deutlich größer, schon jetzt leiden mehr Frauen an Belastungs- und Schlafstörungen“, so die Expertin.

Kritik äußert die Psychiaterin an der Krisenkommunikation der Regierung: „Um Menschen zum Mittun zu bringen, muss man sie als Partner gewinnen. Mit Angstmacherei kann man kurzfristig Ziele erreichen, nachhaltig ist das aber nicht.“ Für den weiteren Verlauf der Pandemie wünscht sie sich, „dass man mehr auf die psychische Situation der Menschen schaut“.

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