Er zählt zu den eigenwilligsten unter den südsteirischen Weinmachern. Dass er stets seinen eigenen Weg geht, hat ihm nun einen wohlverdienten Debütsieg eingebracht: Der Ratscher Winzer Ewald Zweytick hat sich bei der Kleine-Zeitung-Weinkost auf dem Pogusch den ersten Platz in der Kategorie der „Sauvignon blanc“-Orts- und Riedenweine geholt - mit einem außerordentlichen Wein, der „in der Nase klar erkennbar, aber nicht megalaut ist, am Gaumen verspielt und doch ernst und tiefgründig“.

So beschreibt Zweytick selbst seinen Siegerwein. Viele Flaschen sind davon allerdings nicht mehr übrig. Zweytick hat aus Qualitätsgründen nur 2000 Flaschen gefüllt, „obwohl ich aus dem Weingarten das Dreifache herausholen könnte“. Tut er aber nicht - zugunsten einer charaktervollen Weinsorte, die gerade in der Steiermark noch etliche Entwicklungsreserven hat. Gerade 2018, da sind sich die Weinexperten auf dem Pogusch diesmal einig gewesen, war das Jahr des Sauvignon blanc. „An diesem Jahrgang ist gut zu erkennen, dass die Entscheidung für den Sauvignon als steirische Leitsorte die richtige war“, stellt Verkostungsleiter Arno Bergler fest. „Er liefert auch in schwierigen Jahren gute Ergebnisse und transportiert den Geschmack der gesamten Region auf so grandiose Weise wie der Chardonnay im Burgund oder der Chenin blanc an der Loire.“ Dass sich die Sorte bei dieser Verkostung einmal mehr als zu hochkomplexer Reife fähig erwiesen hat, lässt Bergler darüber mutmaßen, „dass in den nächsten Jahren etliche Lehrbücher neu geschrieben werden müssen. Die bisherige Lehrmeinung war ja, dass der Sauvignon nicht gut lagerfähig ist. Da beweist die Steiermark gerade das Gegenteil.“

Ähnliches beobachtet auch Christof Winkler-Hermaden, der mit seinem Vater und seinen beiden Brüdern das Familienweingut in Kapfenstein betreibt. Die Verkostung habe „den Variantenreichtum der Sorte gezeigt, von laut bis komplex“, sagt der studierte Mikrobiologe und freut sich, dass die steirischen Winzer durch die Konzentration auf Boden und Mikroklima „zu einem Weinstil gefunden haben, der einzigartig und nicht kopierbar ist“. Das gefällt bis - ans andere Ende der Welt. So sehr, dass in Neuseeland, berühmt für seine blumigen, zugänglichen Sauvignons, nun erste Weinmacher bereits den steirischen Weg einschlagen, „mit kargeren Weinen und puristischerer Stilistik“, berichtet Winkler-Hermaden nicht unamüsiert.

Dass bei dieser Verkostung mit den Orts- und Riedenweinen bei Sauvignon blanc und Morillon zwei neue Kategorien etabliert wurden, entspricht dem Fokus auf die steirische Herkunft der Weine. Durch die im Vorjahr eingeführte DAC-Kennzeichnung „können wir die Besonderheiten der Steiermark besser ausstellen“, erläutert der Sernauer Winzer Willi Sattler. Etwa die Bodentypizität - aber nicht nur. Auch dass laut DAC-Regelwerk der Steirerwein von Hand zu lesen ist, sei da wichtig, so Sattler: „Letztlich geht es uns um den Respekt vor der Natur. Wenn wir die Technik zugunsten der Herkunft minimieren, stärkt das die Eigenheit und Authentizität unserer Weine. Denn verlässt man sich im Weinbau nur auf die Technik, produziert man austauschbare Weine, die überall auf der Welt ähnlich schmecken.“

Sattler hofft, dass das neue Herkunftsmodell den Weinkonsumenten „noch stärker an den Winzer bindet, dem er vertraut“. Immerhin hätten die steirischen Weinproduzenten „ein in Wahrheit wirklich gut gehendes Geschäftsmodell für einen anderen Umgang mit der Natur verlassen“. Von seinen Gästen werde das auf jeden Fall goutiert, glaubt auch Gastronom Franz Grossauer, dessen Familie in Graz, Wien und München mittlerweile 16 Restaurants betreibt, „auch wenn sich viele am liebsten auf die Empfehlungen des Sommeliers verlassen“. Neben Sauvignon („Da war 2018 echt ein super Jahrgang!“) setzt er vor allem auf den Muskateller und den Morillon - „auch wenn man ihn sogar schon den Wienern als ,Chardonnay' übersetzen muss“.

Und auch der Salzburger Dreihaubenkoch Andreas Döllerer sieht im Steirerwein einen „immer noch attraktiver werdenden Speisenbegleiter in der Spitzengastronomie“. Für Verkostungsleiter Arno Bergler liegt das vor allem an den stilistischen Verfeinerungen, zu denen die steirischen Winzer mittlerweile Lust zeigen: „Gerade die Riedenweine sind nicht mehr so fett und üppig wie noch vor ein paar Jahren. Finessenreichtum dominiert. Man ist nicht nach einem Glas schon ,satt', auch die Topweine haben einen schönen Zug.“ Auch 2019? Der „Winzer des Jahres“ Christoph Neumeister ist „sehr, sehr zuversichtlich: Wir hatten keinen Frost, keinen Hagel, keine Trockenheit und liegen mit der Arbeit gut in der Zeit. Alles wächst wie wild. Wir hoffen also, dass 2019 ein so toller Jahrgang wird wie 2017 und 2018.“ Und man hofft gerne mit.