August Pfister war ein Cineast durch und durch. Das Kino war sein Leben. Bis ins hohe Alter stand der "Gustl", wie in viele nannten, in seinem Kino an der Kassa. Wer Popcorn oder "Gummizeug" haben wollte, der musste zum "Gustl". Seit Freitag ist Feldbach um ein Original ärmer. August Pfister verstarb im 94. Lebensjahr. Feldbachs "Mister Kino" ist nicht mehr.

1947 begann Pfister im ehemaligen Gewerbehaus auf dem Feldbacher Hauptplatz mit Zustimmung der englischen Besatzungsmacht mit dem Kinobetrieb. „Der erste Film der gespielt wurde, war eine Art Zirkusfilm mit Marikka Röck. Wir haben im Saal 300 Holzsessel aufgestellt, die danach wieder entfernt werden mussten. Die Filmprojektoren kaufte ich in Wien und schmuggelte sie durch die russische Besatzungszone nach Feldbach“, erinnerte sich August Pfister einmal bei einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung an diese Anfangsjahre zurück.

Begeisterter Kartenspieler

Vieles im Leben des begeisterten Kartenspielers war mit dem Kino verbunden.  Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass er in seinem ersten Kino auch seine Frau Stefanie kennenlernte, die er 1950 heiratete. Aus dieser Ehe gingen die beiden Töchter Evelyn und Margit hervor.

Hätte August Pfister in einem seiner geliebten Filme mitgespielt, dann wäre ihm vermutlich die Rolle des liebenswerten Grantlers auf dem Leib geschrieben gewesen. Der Sohn einer Landwirtfamilie aus Kapfenstein zeichnete sich aber auch immer wieder durch eine "Bauernschläue" aus. Gab es ein Problem, so wusste der "Gustl" stets einen Ausweg. Das belegt auch eine Episode in seinem Leben, die er immer wieder gerne zum Besten gab.

Selchfleisch und Schmalz im Rucksack

Bei einer Vorführung brannte ihm einmal ein Filmstreifen teilweise ab, der Film war kaputt. August Pfister bezahlte in Wien den Schaden, aber nicht mit Geld, das er nach eigenen Angaben damals noch nicht hatte. Statt Geld hatte der umtriebige Geschäftsmann Selchfleich, Schmalz, Bauernbrot und Mehl vom elterlichen Hof  für den Verleihchef im Rucksack. Von diesem Tag an hatte Pfister den besten direkten Kontakt zum Filmverleih. „Ich bekam ab sofort vom Filmverleih immer die neuen Filme, was nicht einfach war", erzählte er einst mit einem Augenzwinkern.

Für Feldbach war dies ein Glücksfall, die Provinzstadt hatte stets die neuesten Filme im Angebot. 1950 eröffnete August ein neues Kino in der Bürgergasse, dort wo heute der "Bauernstadl" ist. "Eröffnet wurde mit dem Hans Moser-Film „Hallo Dienstmann“, erzählte Pfister.

1962 baute Pfister ein Kaffeehaus zu seinem Kino dazu. Stets am Puls der Zeit stellte er dort einen "Wurlitzer" auf, der von der damaligen Jugend im wahrsten Sinne des Wortes belagert wurde.

Ausverkaufte Kinosäle

Zwischen 1950 und 1970 blühte das Kino. Nicht selten war es bis auf den letzten Platz gefüllt. Besonders beliebt waren die Seemannsfilme mit Freddy Quinn und Italowestern, wie „Spiel mir das Lied vom Tod“, den Pfister übrigens 30 Mal vor ausverkauftem Kinosaal abspielen musste.

Besonders stolz war August Pfister auf seine Freundschaft mit Schauspieler Maximilian Schell. Als der in Pertlstein für den Film „Das Schloss“ drehte, war er regelmäßig zu Gast im Hause Pfister.

Das Kino wurde zum Schicksal

Mit dem Fernsehen kam auch die Kinokrise. Das Kino in der Bürgergasse schloss 1973 seine Pforten. Unweit davon baute August Pfister am heutigen Kinostandort einen kleineren Kinosaal. Filmverleihvorschriften erforderten, dass 2002 ein weiterer Kinosaal mit 85 Plätzen dazu gebaut werden musste.

Fast bis zum letzten Atemzug war das Kino die große Leidenschaft des August Pfister. Und es wurde auch sein Schicksal. Als er sich vor einigen Monaten im Kino nach einer Münze bückte, stürzte er und verletzte sich schwer. Von diesem Sturz mit Knochentrümmerbruch hat er sich trotz längerem Krankenaufenthalt nicht mehr erholt. Am 22. Juni hörte sein Cineastenherz auf zu schlagen.