Zugegebenermaßen ist die globale Aufmerksamkeit nicht ganz dieselbe. Ein Zeichen von Anerkennung ist aber auch das unternehmerische Pendant zum sagenumwobenen Academy-Award allemal.
Und so dekoriert das Außenwirtschafts-Center Los Angeles alljährlich am Oscar-Wochenende auch Spitzenleistungen von österreichischen Unternehmen am US-amerikanischen Markt. Ein "Wirtschafts-Oskar" ging heuer an den steirischen Mobilitätsspezialisten AVL List. Dieser widmet sich neben dem Straßen-, Bahn- und Schiffsverkehr nun verstärkt dem Bereich der Luft- und Raumfahrt.
Ausgerichtet auf Nah- und Pendelverkehr
In diesem Segment findet sich auch der Grund für die Auszeichnung. "Alice" nennt sich das erste rein batterieelektrische Passagierflugzeug, das im September zum achtminütigen Jungfernflug abhob. Konzipiert ist der Flieger von Eviation Aircraft für Nah- und Pendelverkehr. In Israel gegründet, will Eviation mit der Entwicklung aus eigenem Haus künftig einen "wirtschaftlich tragfähigen Regionalflugverkehr" ermöglichen. Als besonders wichtige Bausteine auf dem Weg in eine nachhaltige und dennoch erschwingliche Zukunft der Luftfahrt gelten die robusten Elektrobatterien.
Und hier kommt ein steirischer Leitbetrieb ins Spiel. Denn das Batteriesystem von Alice stammt von AVL List. "Wir arbeiten seit fast zwei Jahren an Alice", sagt Stephan Tarnutzer, Geschäftsführer von AVL Mobility Technologies. "Die größte Herausforderung ist es, derlei Batteriesysteme zu kühlen", erzählt Tarnutzer und verweist auf zahlreiche Patente, die AVL anmeldete. Diese sollen auch ein hohes Maß an Sicherheit garantieren. So, dass neun Passagiere und eine zweiköpfige Crew mit Alice schlussendlich problemlos auf einer Strecke von bis zu 815 Kilometern fliegen können.
Ein Vorteil des Elektrofliegers: "Die Maschine ist leise und könnte daher eigentlich zu so gut wie allen Zeiten geflogen werden", erzählt Tarnutzer. Erster Alice-Kunde – zwölf Maschinen wurden bestellt – war übrigens die deutsche DHL Group. Ob es aber tatsächlich zur avisierten Auslieferung im Jahr 2024 kommt, ist offen. "Die erste Generation wird nicht in Produktion gehen", sagt AVL-Manager Tarnutzer. Und für die zweite Alice-Auflage gelte es, einige Entwicklungsleistung zu vollbringen. Die Batterien etwa müssen "noch leichter" werden und zugleich leistungsstärker. Ein komplexes Unterfangen.
Zugleich will AVL jedenfalls weiter hinaus – im wahrsten Sinne des Wortes. Gemeinsam mit Northrop Grumman tüfteln die Steirer am "Lunar-Terrain-Vehicle-Konzept". Das Fahrzeug ist Teil des Artemis-Programms der Weltraumbehörde NASA, das wieder Astronauten auf den Mond bringen will. "Unsere Partnerschaft mit AVL wird dazu beitragen, künftigen Generationen Mobilität auf dem Mond zu ermöglichen", setzt Rick Mastracchio, ehemals Astronaut und heute Northrop-Manager, nicht auf Zurückhaltung.