Wir treffen uns mit Robert Almer im Café der Generali-Arena in Wien-Favoriten. Nach vier Jahren im Ausland ist der Birkfelder nach Österreich zurückgekehrt.
Robert, Sie sind jetzt zum dritten Mal bei der Austria, darf man sagen: Willkommen daheim?
ROBERT ALMER: Ja, auf jeden Fall. Ich bin jetzt das achte Jahr bei der Austria unter Vertrag, da fühle ich mich schon ein bisschen zu Hause. Mein Haus ist fünf Minuten vom Stadion entfernt und die Familie hat auch die ganze Zeit in Wien gelebt.
Warum ist sie nicht mitgekommen nach Düsseldorf, Cottbus und Hannover?
ALMER: Wir haben es einmal probiert, in Cottbus waren sie einmal ein paar Monate mit draußen, aber es war auch immer so hin und her. Es ist nicht so einfach für meine Frau, mit einem kleinen Kind (Anm.: Tochter Juna wird drei) und einem Hund zu reisen.
Sie sind zurückgekommen und gleich zum Kapitän bestimmt worden. Trainer Thorsten Fink hat gesagt, dass Sie in Deutschland auch als Persönlichkeit sehr gereift sind. Empfinden Sie das selbst auch so?
ALMER: Auf jeden Fall. Wenn man das erste Mal im Ausland ist, nicht mehr daheim bei der Mutti, ist das schon etwas, was die Persönlichkeit betrifft. Die Deutschen haben auch ganz ein anderes Auftreten, die erfahrenen Spieler.
An welcher Ihrer drei Stationen in Deutschland hat es Ihnen am besten gefallen?
ALMER: In Düsseldorf war natürlich erstens einmal die Stadt sehr schön, dann natürlich der Aufstieg in die Bundesliga, die Euphorie. Sportlich hat es nicht funktioniert, weil ich in der Phase der Aufstiegsspiele verletzt war. Dann hat halt der andere Tormann gespielt. Hannover war vom Leben her sehr schön. Und von der Professionalität her. Es ist ein großer Traditionsverein, das sieht man daran, wie im Umfeld gearbeitet wird.
Und in Cottbus hat es Ihnen nicht so gefallen?
ALMER: Da hat es einige Unstimmigkeiten gegeben mit gewissen Personen. Wir waren auch nicht erfolgreich, da hat dann alles zusammengepasst. Es hat einige Probleme gegeben. Ich war froh, als es vorbei war.
Ein Grund für Ihre Rückkehr war auch das Nationalteam, wo sie ja Tormann Nummer eins sind. Ist die Qualifikation für die EM in Frankreich 2016 schon durch?
ALMER: Es sind noch vier Spiele zu spielen. Mit einem Unentschieden von Schweden und Russland wären wir durch, wenn wir halt selber gegen Moldawien gewinnen. Aber wir waren jetzt die ganze Zeit vorne, wir wollen den ersten Platz verteidigen.
Wie ist die Stimmung im Team?
ALMER: Jeder freut sich, wenn er zum Team kommt. Es ist fast wie eine Familie. Jeder hat seinen Spaß. Das ist ein sehr wichtiger Faktor, wenn man erfolgreich sein will. Und es ist schön, wenn du im Happel-Stadion vor 50.000 Zuschauern spielen kannst und die Leute dir zujubeln.
Österreich hat sich 1998 für die WM in Frankreich zuletzt für ein Großereignis qualifiziert. Jetzt schaut es für die EM in Frankreich 2016 wieder sehr gut aus. Ist es eine große Genugtuung, in einem Team zu spielen, das so einen Meilenstein schafft?
ALMER: Das ist für jeden das große Ziel. Als ich ein junger Bub war, 1994, WM USA, da haben wir im Garten gespielt: USA gegen Brasilien und uns wahnsinnig gefreut dabei! Darauf arbeitet man hin. Deshalb hoffe ich, dass wir das schaffen werden.
Apropos kleiner Bub: Sie waren in Birkfeld zuerst Stürmer. Wann kam der Wechsel zum Tormann?
ALMER: Mit 13. Das erste Mal bin ich ins Tor gegangen, weil sich der Goalie verletzt hat. Dann habe ich eigentlich ganz gut gehalten. Ich war lange Zeit hin- und hergerissen. Eigentlich wollte ich immer vorne Tore machen. Mit 15 bin ich dann in die Nachwuchs-Nationalmannschaft einberufen worden, dann war klar, das passt.
Sie sind sehr früh von zu Hause weggegangen, mit 15 ins Internat nach Graz.
ALMER: Für mich war das als Jugendlicher eine sehr schöne Zeit, wenn man mit seinen Freunden viel Blödsinn macht. Nichts Illegales, aber Blödsinn. Das ist eine Zeit, die einen prägt.
Wie oft kommen Sie nach Hause nach Birkfeld?
ALMER: Relativ selten. Vor zwei Wochen war ich auf der Sommeralm und der Teichalm oben. Speziell als ich in Deutschland war, war ich ein, zwei Mal in vier Jahren unten. Jetzt werde ich wieder öfter heimkommen.
Harmonika und Bassgeige waren die Instrumente Ihrer Jugend. Wann haben Sie sie zuletzt angegriffen?
ALMER: Harmonika habe ich bei meinem Cousin gespielt, vor eineinhalb Jahren zufällig einmal zu Weihnachten. Funktioniert nicht mehr ganz so, aber mit ein bisschen Übung würde es sicher wieder gehen. Aber ich habe mir als Ziel gesetzt, ich kaufe mir in der Steiermark eine Almhütte und wenn ich eine habe, dann kaufe ich mir auch wieder eine Harmonika.
Wie war Ihre „Musik-Karriere“?
ALMER: Ich hatte als Kind schon immer wieder kleine Auftritte. Für mich war aber schon relativ früh klar: Ich werde Fußballer. Als ich nach Graz gekommen bin, habe ich mit der Musik aufgehört. Vielleicht wäre ich ja jetzt der Gabalier, wenn ich weiter gemacht hätte (lacht)!
Oder der Harmonika-Spieler bei den Edlseern . . .
ALMER: Es hätte wahrscheinlich für beides nicht gereicht. Aber vielleicht kann ich ja einmal mit ihnen spielen.
Wie lernt man die Schwester eines Schwimmstars kennen?
ALMER: Beim Weggehen unter Sportlern (Anm.: Dominique war wie ihre Schwester Fabienne Leistungsschwimmerin). Also, es war eigentlich Zufall. Ich habe sie mit 19 kennengelernt. Jetzt sind wir schon zwölf Jahre zusammen.
Und ihr habt beide Jus studiert.
ALMER: Ich habe das zweieinhalb Jahre gemacht, meine Frau länger. Aber sie hat die Ausbildung zur Schwimmtrainerin gemacht und wird eher da weitermachen. Sie ist beim SV Schwechat für eine Leistungsgruppe und fürs Kinderschwimmen zuständig.
Und eure Tochter wird dann Schwimmerin oder Fußballerin?
ALMER: Fußballerin bitte nicht. Alles andere ist mir egal. Sie soll machen, was ihr Spaß macht. Aber sie ist gerne im Wasser, muss man sagen.
Haben Sie Pläne für die Zeit nach der Karriere?
ALMER: Die Trainerausbildung habe ich angefangen, die B-Lizenz habe ich schon. Physiotherapie würde mich auch interessieren. Oder ich werde auf meiner Hütte Almsenner und mache meinen eigenen Käs (lacht)!