Drei Tage frei, vier Tage arbeiten. Was in Großbritannien in einem Pilotversuch bereits seit Juni getestet wird, wünschen sich auch hierzulande immer mehr Menschen. Jeder zweite Österreicher würde eine gesetzlich verankerte Wahlmöglichkeit der Vier-Tage-Woche begrüßen, so eine Umfrage vom Statistikportal "Statista".
Belegschaftsumfrage
Als erstes Unternehmen im Bezirk hat die Leithäusl GmbH in St. Johann in der Haide im März des Vorjahres auf eine Vier-Tage-Woche für alle umgestellt. Eine Probephase, wie der Belegschaft vorerst mitgeteilt wurde. "Als großer Arbeitgeber wollten wir auf die Bedürfnisse der neuen Generation eingehen. Die Arbeitswelt hat sich längst verändert und hier müssen wir ein neues Fundament schaffen", erklärt Geschäftsführer Christian Hufnagl bei einem Lokalaugenschein. Nach der einjährigen Testphase und einer betriebsinternen Umfrage dazu wurde mit Anfang April nun das Model für den Dauerbetrieb übernommen. "Mehr als 80 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich dafür ausgesprochen, das ist ein klarer Auftrag für die Geschäftsführung", freut sich Hufnagl.

Das Ausmaß der Stunden bleibt gleich, kann aber auf vier Tagen individuell aufgeteilt werden. Kürzere Arbeitszeiten, so Hufnagl, seien das Gebot der Stunde, weil vor allem die jüngere Generation großen Wert auf mehr Freizeit lege. "Attraktive Arbeitszeiten sind ein Muss, um in Zeiten akuten Fachkräftemangels überhaupt Bewerber anzusprechen", ist sich Christian Hufnagl sicher. Das Konzept scheint Außenwirkung zu haben: Über ein Drittel mehr an Bewerberinnen und Bewerber freut sich die Firma. "Auch auf unseren Baustellen spricht sich herum, dass das nicht nur Fassade ist, sondern Fundament bei uns", so Hufnagl. Allerdings bedeute noch lange nicht, dass weniger gearbeitet werden muss. "Es ist ein zeitliches Entgegenkommen der Firma, deswegen werden nicht weniger Bauaufträge angenommen", so der Geschäftsführer.
"Funktioniert nicht überall"
Aktuell beschäftigt Leithäusl 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kritiker des Konzepts behaupteten anfangs, die Vier-Tage-Woche sei bei vollem Lohnausgleich für Betriebe teuer und gefährde den Wirtschaftsstandort. Hufnagl kontert gezielt: "Unsere Firmenwägen sind einen Tag weniger unterwegs. Mit dem Geld, das wir uns hier etwa für den Sprit sparen, können wir anfallende Lohnnebenkosten locker ausgleichen", so der Geschäftsführer.

Bei der Wirtschaftskammer Hartberg-Fürstenfeld begrüßt man solche Modelle. Eine Zahl darüber, wie viele Unternehmen nur noch vier Arbeitstage führen, gibt es laut Regionalstellenobmann Christian Sommerbauer nicht: "Es gibt auch kein Geheimrezept, wie es in der Praxis funktionieren kann. Nicht alle Branchen haben die Möglichkeit, einen Tag in der Woche zuzusperren. Ich denke an Wochenenddienste und Friseurgeschäfte", so Sommerbauer.