Optisch erkennt man kaum einen Unterschied: Auf einem Käsebrett ist die Auswahl ansprechend drapiert, zwischen frischen Blumen und Obst finden sich Häppchen von Blauschimmel- und Camembert-Käse. Den Gästen der Eröffnungsfeier schmeckt es sichtlich, es wird ordentlich zugelangt. Dass der Käse ein veganes Ersatzprodukt ist, merkt man zwar geschmacklich: "Aber es ist nicht vergleichbar mit dem, was ich von Vegan-Käse erwartet habe. Das ist wirklich schmackhaft", schwärmt eine Besucherin.

Im Gewerbegebiet von Spielberg wurde am Dienstag die erste vegane Käse-Manufaktur Österreichs feierlich eröffnet. Wie berichtet investiert das deutsche Unternehmen "Veganz" in die Niederlassung, hat mit dem Murtaler Markus Giovanelli einen starken regionalen Partner an Bord. Apropos Regionalität: Die soll nicht nur für herkömmlichen Käse, sondern auch für den veganen "Cashewbert" zum Zugpferd werden. "Wir wollen lieber kleine, regionale Manufakturen, als eine große Produktionsstätte", erklärt Jan Bredack, CEO der Veganz-Gruppe. Der Deutsche legte einst eine steile Karriere in der Automobilbranche hin, gehörte der Führungsriege von Mercedes an – bis ein Burn-out sein Leben auf den Kopf stellte.

So sieht ein veganes Käsebrett aus
So sieht ein veganes Käsebrett aus © Sarah Ruckhofer

Bredack krempelt sein Leben und seine Ernährung um, gründet 2011 die erste vegane Supermarktkette Europas. Schon wenige Jahre später eröffnet ein Shop in Wien: "Zu früh. Man muss auch den Mut haben, sich einzugestehen, dass es der falsche Zeitpunkt war", so Bredack. Die Käse-Produktion in Spielberg ist der zweite Anlauf für eine rot-weiß-rote Niederlassung. 470 vegane Artikel hat "Veganz" bereits entwickelt, der "Cashewbert" – ein Camembert-Ersatz aus Cashew-Nüssen – ist der neueste Streich.

Eröffnung in Rekordzeit

Mitentwickelt hat ihn Markus Giovanelli, Gründer der Giovanelli GmbH, ein Universaldienstleister im Bereich der Milch- und Käseverarbeitung. "Ich war schon ein bisschen nervös, als ich von Spielberg nach Berlin kam", erzählte er im Rahmen der Eröffnung. Dann ging alles ganz schnell: Erst im Frühling entschied sich "Veganz" zum Produktionsbau in Spielberg, von einem "Wunder" spricht Chef Jan Bredack: "Dass in dieser kurzen Zeit alle Genehmigungen da waren, ist ein Wahnsinn."

Sieben Mitarbeiter werden bei "Veganz" in Spielberg beschäftigt sein, derzeit sind noch Stellen zu vergeben. 45.000 Käse – angedacht sind mittelfristig auch Blauschimmel- und Ziegenkäse-Alternativen – sollen bald jeden Monat die Steiermark in Richtung Österreich, Italien, Slowenien und die Schweiz verlassen. Handelspartner ist unter anderem Spar, die Nachfrage ist laut "Veganz" groß. Auch ein Ausbau in Spielberg ist möglich, darüber freut sich besonders Bürgermeister Manfred Lenger: "Eine vegane Käse-Manufaktur eröffnet man nicht jeden Tag, das wird mir lange in Erinnerung bleiben."

CO₂-Fußabdruck

Der vegane Käse soll übrigens nicht nur regional produziert werden, sondern auch nachhaltig sein – obwohl die Cashewnüsse aus Vietnam kommen. "Wir achten sehr auf Transparenz", so Mit-Erfinder Anderson Santos. Der gebürtige Brasilianer erklärt in den Produktionshallen, wie aus den Nüssen durch Fermentierung, Bakterien, Schimmelpilze und Enzyme schließlich "Käse" wird. Nach rund zehn Tagen verlässt das Endprodukt die Halle fix und fertig verpackt. Santos zeigt auf einer Schautafel, wie viel Wasser und CO₂ bei der Produktion anfällt – der CO₂-Fußabdruck des Cashewberts sei mit 533 Gramm pro Packung jedenfalls wesentlich geringer als jener von normalem Camembert (1397 Gramm). Ganz nach dem Firmenmotto "Iss mal was fürs Klima" hofft Veganz auch in Österreich auf viele neue Kunden – Teilzeit-Veganer, neugierige oder umweltbewusste Esser, die offen für Neues sind.

Anderson Santos gibt Einblicke in die Produktion
Anderson Santos gibt Einblicke in die Produktion © Sarah Ruckhofer