Am Dienstagnachmittag haben sich die Ereignisse überschlagen. Der Erlass der Bundesregierung, angesichts des Coronavirus Indoor-Veranstaltungen ab 100 Personen abzusagen, hat auch die Kleine Zeitung unter Zugzwang gebracht. Die Wahlarena mit den sechs Spitzenkandidaten der wahlwerbenden Parteien in Bruck war in der Wirtschaftskammer geplant, musste aber quasi in letzter Minute in das Regionalbüro der Kleinen Zeitung verlegt werden. So stellten sich Peter Koch (SPÖ), Susanne Kaltenegger (ÖVP), Kletus Schranz (FPÖ), Jürgen Klösch (KPÖ), Siegfried Schausberger (Grüne) und Sebastian Wintschnig (NEOS) Fragen der Moderatoren Martina Pachernegg und Marco Mitterböck - mit Livestream auf der Homepage der Kleinen Zeitung.

Die Themen waren nicht neu. Die Belebung der Innenstadt, der geplante Bildungscampus im ehemaligen Leiner-Gebäude sowie Wohnen und Verkehr dominierten zunächst die Diskussion. So nannte ÖVP-Vizebürgermeisterin Kaltenegger als Schwerpunkte der nächsten Gemeinderatsperiode das Parken und die Neugestaltungder Straßenzüge in der Innenstadt unter Einbeziehung der Anrainer und Unternehmer und die Westbrücke - ein Dauerthema der Volkspartei seit vielen Jahren.

KPÖ kritisiert "Ausverkauf der Stadt"

KPÖ-Spitzenkandidat Klösch monierte leistbares Wohnen, ein Jugendzentrum in der Innenstadt und formulierte die für ihn wesentlichste Frage: den "Ausverkauf der Stadt", wie es Klösch nennt, und kritisierte, dass die Stadtwerke regelrecht "verscherbelt" worden seien.

Das Geld war auch für FPÖ-Vizebürgermeister Kletus Schranz ein Reizthema. "Wir müssen die Budgetsanierung in den Griff kriegen", forderte er und fragte, ob man sich angesichts der angespannten Finanzlage der Stadt Projekte wie Bildungscampus oder Westbrücke überhaupt leisten könne.

Grüne und NEOS fordern mehr Bürgerbeteiligung

Transparenz und Bürgerbeteiligung sind für Schausberger und den neu in den politischen Ring gestiegenen Wintschnig wesentlich. So wünscht sich Wintschnig etwa die Veröffentlichung der Protokolle der Gemeinderatssitzungen, Schausberger sind bei Themen wie Bildungscampus oder Neugestaltung des Minoritenplatzes auch die Meinung der Bürgerinnen und Bürger wichtig.

Einig waren sich Schranz und Klösch - sonst ideologisch meist weiter voneinander entfernt - bei der Sanierung der leerstehenden Gemeindewohnungen - samt thermischer Sanierung, die Grün-Mandatar Schausberger ins Spiel brachte.

Wie bringt man neue Bürger in die Stadt?

Koch nannte das Wohlleben, Klösch leistbares Wohnen, Kaltenegger die "Stadt im Zentrum", Wintsching sieht Bruck als die Stadt der Generationen, und für Schausberger ist Bruck eine schöne Stadt zum Wohnen. Schranz hofft, dass all dies auch in den nächsten fünf Jahren umgesetzt wird. Eng verknüpft damit ist das Thema Verkehr: FPÖ und Grüne betonten die Wichtigkeit der Umsetzung des Radwegekonzepts - was ohne Widerspruch blieb. Kaltenegger gab aber zu bedenken, dass alle Verkehrsmittel ihren Platz haben müssten, was auch eine Forderung der Wirtschaft sei. Darüber hinaus müsse auch der frühere Bahnhof Oberaich wieder aktiviert werden, um das neue Stadtgebiet besser ans Zentrum anzubinden. Bürgermeister Koch schloss sich Kaltenegger an, dass der Verkehr einen guten Mix braucht.

Wer mit wem?

Koch meinte, alle wären eine Bereicherung, aber die Koalition will er vor allem mit den Wählern eingehen. Wichtig ist ihm, dass die SPÖ weiterhin den Bürgermeister stellt. Kaltenegger sieht durch den Verlust der absoluten Mehrheit der SPÖ vor fünf Jahren eine konstruktivere Politik. Sie will, an Stimmen und Mandaten gestärkt, weiterhin mitarbeiten. "Zünglein an der Waage" Klösch - so Moderator Mitterböck - sieht im Gegensatz zu Kaltenegger keine Änderung der Zusammenarbeit in der Stadt, abgesehen von SPÖ und ÖVP. Er selbst sei grundsätzlich offen für alle Parteien. Schausberger wünscht sich einen "Mix aus mehreren Ideen", in den auch die Kleinparteien eingebunden werden, und Wintschnig will mit allen Parteien für die Stadt zusammenarbeiten. Schranz wiederum erneuerte seinen Anspruch, Bürgermeister werden zu wollen - vor allem hinsichtlich der Budgetsanierung.

Gegen Ende wurde der bis dahin weitgehend freundschaftliche Ton rauer, man stritt sich über Detailfragen, ehe die Moderatoren die Schlussrunde einläuteten und fragten, was die Kandidaten in der verbleibenden Zeit bis zur Wahl noch tun wollen: Was Koch dazu veranlasste, angesichts des grassierenden Coronavirus - entgegen seiner sonstigen Meinung - auf den Handschlag da und dort zu verzichten - damit die Brucker gesund bleiben.