Es war eine schwere Geburt: Nach mehr als zehn Jahren gibt es im Streit um das Grundwasserschutzprogramm einen Kompromiss zwischen Wasserversorgern und Landwirtschaft. Die Kontroverse rund um das Aufbringen von Düngemittel auf die Felder südlich von Graz, die auch zu großen Protestaufmärschen der Landwirte in Leibnitz und in Graz geführt hatten, sollte damit beigelegt sein.

Der Streit kurz zusammengefasst: Die Wasserversorger fürchteten um die Qualität des Grundwassers, insbesondere durch die Nitratbelastung. In dem im Mai 2015 erlassenen Grundwasserschutzprogramm Graz bis Bad Radkersburg sahen jedoch die Acker- und Gemüsebauern in diesen Gebieten eine massive Einschränkung.

Proteste der Landwirte 2016 in Leibnitz
Proteste der Landwirte 2016 in Leibnitz © Wilfried Rombold

Zwischen den lange Zeit starren Fronten standen Landesrat Johann Seitinger (ÖVP), der für die Landwirtschaft zuständig ist und die Umweltlandesräte Jörg Leichtfried bzw. sein Nachfolger Anton Lang (beide SPÖ). Als Vermittler wurde der Rektor der TU Graz, Harald Kainz, ins Rennen geschickt. Über 34 Verhandlungsrunden unter Beteiligung von Sachverständigen und Wissenschaftern mündeten nun in einen Kompromiss, der von Bruno Saurer (Obmann der Wasserversorger in der Steiermark) und Franz Titschenbacher (Präsident der Landwirtschaftskammer) mit getragen wird. Dieser wiederum bildet die Basis für eine von Umweltlandesrat Anton Lang (SPÖ) unterfertigte Verordnung.

Lang und Seitinger versichern überdies, dass auch Nachbesserungen für die Landwirtschaft möglich seien - sollte eine erste Beobachtungsphase positiv verlaufen. Die notwendige Planungssicherheit für beide Seiten sei damit gewährleistet. „Das Ergebnis ist ein hart erarbeiteter Kompromiss, der angesichts der unterschiedlichen Zielsetzungen der Verhandlungspartner einen Handschlag rechtfertigt", äußerte sich Hans Seitinger zur Einigung. Und sein Kollege Anton Lang stellte klar: "Über vernünftige Vorschläge, die unseren Landwirten helfen, war ich und bin selbstverständlich jederzeit bereit, offen zu diskutieren, wobei der Schutz des Grundwassers für mich oberste Priorität hat."