Laufend gibt es Nachschub für die Ohren – die Grazer Musikszene schläft nicht. An dieser Stelle möchten wir Ihnen in unregelmäßigen Abständen neue Alben und auch Singles aus der steirischen Landeshauptstadt vorstellen – samt Videos und Spotify-Playlist. Sie möchten mit Ihrer Band, mit Ihrem Musikprojekt, auch vorkommen? Schicken Sie uns einfach ein kurzes Mail!
Crush: "The Rush", Single
Zuerst kam "Where Flowers Grow", eine zuckersüße Abba-Reminiszenz, und dann "The Rush", eine Uptempo-Popnummer mit mehrstimmigem Gesang und Mitwipp-Zwang, zu der nicht nur der Wunderbaum im Bandbus mittanzt. Beide Songs sind Vorboten des neuen Albums "Past Perfect", das im Mai bei Numavi Records erscheinen wird. Crush stellen ihr Album bei einem Konzert von Indiepartment am 13. Mai im Forum Stadtpark vor.
Pandoras Kleine Schwester: "Titanic", Single
Die Grazer Tanzkapelle Pandoras Kleine Schwester stellt beim Styrian Sounds Festival ihr zweites, neues, Album vor. Wie schon auf den drei Vorboten, "I kann nur hoffen", "Christen" und "Titanic" zu hören, ist man sowohl auf die Klarinette und auf den Dialekt gekommen – und beides steht der Band ziemlich gut. Das Cover zur "Titanic" ist übrigens ein Kunstwerk und stammt von der mittlerweile in Graz lebenden ukrainischen Künstlerin Olia Fedorova. Live am 27. April beim Styrian Sounds Festival.
Kobrakasino: "11 Uhr früh", Single
Mit einem großartigen ersten Satz ist schon fast alles gewonnen. Wie: "Irgendwo am Rande der Stadt / Habe ich die Gesichter alle satt". Ein schlauer, gefinkelter Indiepop-Song über durchzechte Nächte und das Leeregefühl danach. Und eine in der Popmusik wenig besungene Uhrzeit. Live am 28. April beim Styrian Sounds Festival.
Sundl: "3", Album
"Ein Soundtrack für Kinder der Nacht und des Zwielichts, jedoch niemals ohne klar schimmernde Hoffnungsfetzen am grau ausgeleuchteten Tanzboden-Himmel", im Christian Sundls neues Album "3" beschreibenden Pressetext finden sich sehr schöne Worte. Der Grazer ist mittlerweile nach Wien weitergezogen, in Graz jedoch durch die Bands Lady Lynch und Black Fox Dance und sein Kassettenlabel "Wilhelm show me the Major Label" in bester Erinnerung. Goth House mit zahlreichen Referenzen – in "Diving to the Depths" werden Gedichte von Alice Paalen Rahon rezitiert, "Dead River" ist eine Neuinterpretation eines Songs von Lydia Lunch und Mick Harvey (der Nick-Cave-Kollaborateur spielt übrigens am 8. Mai im Grazer ppc). Düster-glitzernde Tanzmusik, die süchtig macht.
Freekind: "Carry You", Single
Sara Ester Gredelj und Nina Korošak-Serčič, eine kroatische Sängerin und Pianistin und eine slowenische Drummerin, die beide in Graz zu Hause sind, haben die heimische Musikszene um eine große Portion Soul und R'n'B bereichert. Die neue Single "Carry you" ist erneut ein Song, den man sich immer und überall anhören kann – und bei dem man niemals vermuten würde, dass er in Graz produziert wurde. Für Anfang Juni haben die beiden ihr Debütalbum angekündigt. Live: Am 29. April beim Styrian Sounds Festival in Graz.
Resi Reiner: "Dunkles Herz", Single
Soll man sie Indie-Schlager oder Anti-Schlager nennen, die Musik von Resi Reiner? Oder überhaupt irgendetwas mit Schlager? Es ist eigentlich völlig egal, denn es geht um Musik mit Herz, charmant wie nur was, aber zugleich auch doppelbödig. "Da ist zu viel Liebe, da ist zu viel Euphorie ... in meinem dunklen Herz", heißt es in der neuen Single.
Einen großen Titel hat sich Resi Reiner übrigens heuer auch schon holen dürfen: Sie wurde in der FM4-Sendung "PasstScho" von Duscher und Gratzer im Februar zur Indie-Weltmeisterin 2023 gekürt und hat in einem Spaß-Turnier sage und schreibe Kaliber wie Voodoo Jürgens, Der Nino aus Wien und Beethoven (!) ausgeschaltet. Resi Reiner tritt am 28. April beim Styrian Sounds Festival in Graz mit Band auf.
Kaleidoskop: "Blaue Lippen"
Schon wieder Schlager – zumindest hat sich die Band Kaleidoskop, bei der auch Roland Hanslmeier von Granada mitmischt, das schöne Etikett "Acid-Schlager" umgehängt. Nach Schlager klingt der neue Song "Blaue Lippen" aber nicht, für das ein sehr lustiges Video mit zahlreichen Statistinnen und Statisten und noch mehr Schwimmnudeln und Bällen im Pool des ATG-Schwimmbads gedreht wurde. Nach Acid klingt das Ganze sowieso nicht, vielmehr ist es beschwingter Indie-Pop mit Funfaktor und einem recht überraschend gesetzten Gitarrensolo. "Dein Badetuch bleibt ständig trocken, dein Liegestuhl stets leer. Das Badepersonal kennt dich beim Namen – was willst du denn noch mehr?", heißt es im Text. Eh!
Monsterheart vs Paul & Pets: "Easy Fix", Single
Die Wienerin Anna Attar veröffentlicht seit 2012 als Monsterheart Popmusik mit sehr eigenwilligem Stil, Paul Pfleger hat nach einigen Bands 2022 sein Solodebüt als Paul & Pets auf Musikkassette vorgelegt. Nachdem Paul schon am letzten Monsterheart-Album mit Gitarre, Keyboards, Sitar und Mundharmonika beteiligt war, haben die beiden nun im Februar ein erstes gemeinsames Duett veröffentlicht: "Easy Fix" dreht sich um die schnelle, einfache Problemlösung, dargestellt im Video in Form eines Multifunktionssprays (angelehnt an "Ubik" von Philip K. Dick) und oszilliert zwischen Pessimismus ("an easy fix won't save you now") und Hoffnung ("we mightjust stand a chance"). Musikalisch ist es ein nur vordergründig simpler Popsong geworden, der mit Disco Snips und angeblich sogar verkehrt herum abgespielten Gitarren ziemlich ausgefeilt produziert ist. Monsterheart vs Paul & Pets spielen am 28. April beim Styrian Sounds Festival in Graz.
Modest Oda: "New Heart", Single
Hinter Modest Oda verbirgt sich Lukas Wassermann, ein Grazer, den es musikalisch längst vom Alternative-Rock zum Elektropop gezogen hat – und nun außerdem auch Ende 2022 von Graz nach Wien. Im Lied geht es dementsprechend auch ums Neu-Anfangen: "New life, new high, new way, new start" heißt es in den Lyrics. Modest Oda spielt am 26. April bei "Spotting" in der Postgarage.
Stiller: "Stiller II", Album
Österreichischen Dialekt-Pop mit Singer-Songwriter-Einschlag bietet Stiller. Der in Graz lebende Musiker mit bürgerlichem Namen Klaus Meissnitzer, der sein Pseudonym von Max Frisch' berühmten Roman übernahm, brachte jetzt sein neues Album "Stiller II" in den Handel. Die argentinischen Wurzeln – die Mutter stammt aus Argentinien – spielen für Meissnitzer "eine wichtige Rolle", wie er betont, ebenso wie eine tiefe Verbundenheit zu seiner Ennstaler Heimat, die ihm als Ruhepol, Rückzugsort und Energiequelle dient. Das rote Album der Beatles brachte ihn zur Musik, lokale Bekanntheit erreichte er mit der Band Amanda. Von deren Psychedelic-Rock verabschiedet sich Stiller solo, den Dialekt hat er beibehalten – und das tut den Liedern auch gut. Live kann man ihn am 23. März in Wien (Chelsea), am 24. März in Klagenfurt (Hafenstadt Urban Area), am 6. April in Kirchdorf an der Krems (Hildegard), am 15. April in Graz (Die Brücke) und am 28. April in Öblarn (Kul) erleben. [Text: APA]
Immer wieder neue Musik aus Graz in unserer Spotify-Playlist: