Eigentlich war seit Herbst alles geregelt. Aber seitdem Martina Horvatek im März ein Schreiben der Stadt Graz erhalten hat, weiß sie nicht mehr weiter. „Ich bin wirklich verzweifelt“, erzählt sie der Kleinen Zeitung.

Aber von Anfang an: Horvateks Sohn, der im Sommer sechs Jahre alt wird, ist noch nicht schulreif. Das hat unter anderem eine Schulärztin bestätigt. Daher kam man gemeinsam mit der Wunschschule und dem Kindergarten, den das Kind derzeit im zweiten Jahr besucht, zur Übereinkunft: Martina Horvatek sucht um häusliche Beschulung an, und ihr Sohn kann noch ein drittes Jahr im Kindergarten anhängen.

"Der Platz an der Schule ist weg"

Das war im Herbst 2022. Im März 2023 kam aber der Brief der Stadt Graz. Inhalt: Die Stadt könne künftig keine Kinder, die älter als sechs Jahre alt sind, im Kindergarten betreuen. „Damit hänge ich jetzt ab dem Herbst in der Luft“, so Horvatek. „Der Platz an der Schule ist weg, der im Kindergarten auch.“

Und Horvatek ist nicht die Einzige, die derart in der Luft hängt. Das Thema wurde intensiv auf der Facebook-Gruppe „Grazer Mamas“ diskutiert und erreicht jetzt sogar den Grazer Gemeinderat. Die Gemeinderätinnen Manuela Wutte (Grüne) und Miriam Herlicska (KPÖ) machen den Fall zum Thema und wollen von Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) wissen, welche Lösung er anbieten kann. Und ob „Kinder, die zwar schulpflichtig, aber nicht schulreif sind, ein weiteres Jahr in ihrer gewohnten Betreuungseinrichtung bleiben können“.

"Immer mehr Fälle"

Was Hohensinner bestätigen kann, ist: „Ja, es werden immer mehr Fälle dieser Art. Und ja, wir müssen wie bisher jeden einzelnen davon genau prüfen.“ Denn das Problem, das die Stadt damit hat: Kindergartenplätze werden rarer, die Gruppengröße sinkt mit kommendem Herbst, dazu kommt die angespannte Personalsituation. Daher hat die Bildungsabteilung Martina Horvatek mitgeteilt, dass Kindern, die älter als sechs Jahre alt sind, kein neuer Kindergartenplatz angeboten wird.

Vorschulklassen

Was sich Stadtrat Hohensinner stattdessen wünscht, ist ein Comeback der Vorschulklassen. „Die wurden leider abgeschafft, waren aber aus meiner Sicht das ideale Instrument für solche Übergänge vom Kindergarten zur Volksschule.“ Hohensinner spielt den Ball damit an die Bildungsdirektion weiter, wo man in der Vergangenheit immer darauf verwiesen hat, dass Kinder für die ersten beiden Schulklassen ohnehin drei Jahre Zeit haben.

Aber: „Den konkreten Fall prüfen wir derzeit im Detail.“ Für Martina Horvatek heißt es daher weiter warten. Und hoffen, dass sich doch noch eine Lösung für ihren Sohn auftut.