„Grazerin visiting Vienna für 2 days“ – so startet das TikTok von Luka.at. Erst freut sie sich über den Pride Month, der Wien bunt färbt, in der nächsten Sekunde berichtet sie aber davon, auf offener Straße bespuckt worden zu sein. „Ich habe von hinten plötzlich ‚Scheiß LGBTQ‘ gehört und etwas Nasses im Nacken gespürt.“ Zwei Männer im Alter von etwa 20 Jahren rannten im nächsten Moment davon – ihre Hände waren leer. „Ich vermute also, einer von ihnen hat mich angespuckt.“  

Mit ihrer Cousine war sie am Montagmorgen auf Höhe der U-Bahn-Station Pilgramgasse auf dem Weg in ein Café zum Brunch. Auf dem Rücken trug sie eine Regenbogen-Tasche.  

Schockiert war Maurer nicht nur wegen des körperlichen Übergriffs, sondern auch, dass sie nicht die „gängigere“ Beschimpfung „Scheiß Lesbe“ gewählt hatten, sondern sogar den korrekten Ausdruck für die Community kannten. 



„Ich habe schon erwartet, dass mir so etwas mal passieren würde“, sagt sie. Solche Angriffe seien für sie und ihre Freunde nichts Ungewöhnliches.

Keine Ausnahme

Erst am vergangenen Freitag gab es in Wien einen homophoben Angriff auf die städtische Bücherei Mariahilf. Die Dragqueen Candy Licious sollte dort am Freitagnachmittag aus Kinderbüchern vorlesen. Unbekannte Täter mauerten den Eingang zur Bücherei in der Nacht auf Freitag mit einer dünnen Wand aus Betonbausteinen und PU-Schaum zu. Darauf war „#nopridemonth“ zu lesen, hinterlegt mit einer Österreich-Fahne. 

Für Luka Maurer nicht weiter erstaunlich. Sie meint, dass so etwas Personen, die sich offen als queer outen, halt passiere und sie das Gefühl habe, dass sich solche Vorfälle im Pride-Month häufen. 

Letztes Jahr gab es sogar eine homophobe Aktion bei der Abschlusskundgebung der Pride in Wien. Am Beginn der traditionellen Schweigeminute für die Opfer homophober, also LGBTQIA*-feindlicher, Gewalt entrollten Unbekannte über der Bühne auf dem Wiener Rathausplatz ein Transparent mit der Aufschrift: „no pridemonth“. Auch Flugblätter mit hetzerischen Slogans gegen sexuelle Minderheiten wurden geworfen. 

Hohe Dunkelziffer homophober Angriffe

In ihrem Freundeskreis hat bereits jede Person einen ähnlichen Angriff erlebt oder wurde zumindest aufgrund ihrer sexuellen Orientierung beschimpft, sagt Luka Maurer. Vor allem schwule Männer erleben Übergriffe, meint die 22-Jährige. Ein schwules Pärchen wurde etwa auf dem Grazer Jakominiplatz wüst beschimpft und bespuckt.  

„Als Teil der LGBTQIA*-Community muss man damit rechnen, dass so etwas passiert. Es wird immer Menschen geben, die das nicht akzeptieren“, sagt Luka. „Österreich tut so, als wäre es so 
tolerant, weil wir eh jedes Jahr 5000 Prides haben. Umso trauriger finde ich dann, wenn so etwas passiert – genau deswegen brauchen wir die Pride.“ 

Zur Anzeige brachte Maurer den Vorfall nicht. Sie habe die Männer nicht gut genug gesehen. Generell werden Fälle wie dieser selten der Polizei gemeldet. Ein Bericht der SoHo Wien beschreibt einen deutlichen Anstieg von Gewaltmeldungen der LGBTQIA*-Community in Österreich. „Doch die Dunkelziffer ist vermutlich um einiges höher“, wird die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark im Bericht vom Juli 2021 zitiert.