Ein Puch-Fahrrad, das am Wochenende aus dem Mühlgang geborgen wurde, schaffte es in die aktuelle Ausstellung des Graz-Museums. Wie ein metaphorischer Fingerzeig hängt es mit Seilen befestigt im Innenhof, erstes sichtbares Zeichen einer musealen Intervention von „Graz liegt am Meer“.

Die Museumsplattform ICOM Österreich hat die Aktion 17x17 gestartet – 17 Museen beschäftigen sich mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Kurator Bernhard Bachinger hat dafür das Thema der städtischen Abwässer ins Graz-Museum geholt. Die Mur und ihre Verschmutzung, die bis zum Meer führt, werden etwa in der Gotischen Halle mit dem wohl größten Ikea-Sackerl der Welt versinnbildlicht. Es ist begehbar, interpretiert das Leben unter Wasser – aber vor allem auch das Thema Plastikmüll bzw. Mikroplastik im Meer. Die Installation nennt sich „HomeShop“ und stammt von der Künstlerin Joanna Zabielska. „In der Gotischen Halle werden auch Workshops dazu stattfinden“, so Bachinger.

Die Installation „HomeShop“  von Joanna Zabielska
Die Installation „HomeShop“ von Joanna Zabielska © Catalin Betz

Die "Kot-Mur"

Am beeindruckendsten ist die museale Kraft des Themas aber in der aktuellen Dauerausstellung „360 Graz“ gelungen. Hier bereichert die Schau mit ständig erweiterbaren Inhalten. Etwa mit Schautafeln und Plänen über die Mühlgänge im Mittelalter. „Wir berichten etwa über die sogenannte Kot-Mur, die im Bereich des heutigen Kastner & Öhler verlief“, erzählt Bachinger. „Damals haben sich Nonnen und Fischer über den Gestank beklagt.“

Fäkalien und andere Abwässer waren in Graz, wie in fast allen großen Städten, ein gewaltiges Problem. Noch 1906 wurden sie in der Stadt von jedem Haushalt in Tonnen gesammelt. Diese Tonnen wurden von einem Entsorger abgeholt und im Bereich der Sturzgasse über die Fäkalien-Sturzbrücke in die Mur geleert. Heute ist die Mur zumindest so sauber, dass manche Menschen sich wieder in ihr schwimmen trauen.

Die Schau läuft bis 16. Jänner. Info: wwwgrazmuseum.at.