Erst der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), dann der grüne Stadtchef von Innsbruck, Georg Willi: Die ersten zwei Bürgermeister im Land erklären sich - gegen die Haltung der türkisen Kanzlerpartei - bereit, nach der Taliban-Übernahme mehr Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen.

Vorstöße, denen der Bürgermeister der Menschenrechtsstadt, Siegfried Nagl (ÖVP), nichts abgewinnen kann. Er ist nicht dafür, aktiv mehr Flüchtlinge aus Afghanistan ins Land zu holen, auch wenn das Versagen der USA, Europas, der Weltgemeinschaft in Afghanistan erschütternd sei: "Aber, wenn bedrohte Menschen zu uns kommen, die Schutz suchen, - und die Welle wird kommen -, werden wir sie auch aufnehmen und betreuen."

"Residenzpflicht für Asylberechtigte einführen"

Gerade Graz habe in den letzten Jahren ohnehin massiv Asylsuchende aufgenommen, so Nagl weiter: "Und da gibt es dann aber eben auch Grenzen. Wir brauchen ja Wohnraum, Menschen, die sich um die Schutzsuchenden kümmern, Ausbildungs- und Arbeitsplätze." Daher tritt der Grazer Bürgermeister einmal mehr für eine Residenzpflicht für Asylberechtigte ein: "Wir können es uns nicht leisten, dass alle diese Flüchtlinge nur in den großen Städten landen, sie müssen über eine Residenzpflicht besser übers Land verteilt werden." Das würde auch eine raschere Integration ermöglichen.

FPÖ kritisiert: "Einladungspolitik für Schlepperbanden"

Auf die Aussage Nagls, man werden Schutzsuchende aufnehmen und betreuen, wenn Sie kommen, reagierte FPÖ-Vizebürgermeister Mario Eustacchio am Donnerstag in einer Aussendung mit scharfer Kritik: "Anstatt sich für einen stärkeren Grenzschutz einzusetzen, sendet er ein eindeutiges Symbol in die Welt: Wer es bis nach Österreich schafft, wird nicht abgeschoben werden - im Gegenteil, wir werden jeden aufnehmen." Nagl würde damit eine Einladungspolitik für Schlepperbanden betreiben.