Das Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen - und auch in Graz, mitten im Herzen der Stadt: Zum Christopher Street Day (CSD), ein jährlich begangener Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen, wurden der Grazer Hauptplatz und Schloßbergplatz mit Regenbogenfahnen bemalt. Und erstmals in der Geschichte der Stadt wurden vier Regenbogenflaggen am Schloßberg, unter dem Uhrturm, gehisst.

Für die Fahnen haben alle Grazer Stadtparteien mit Ausnahme der FPÖ Patenschaften übernommen, auch der SK Sturm Graz ist mit einer Patenschaft dabei. Die vier Fahnen wehen zwar an prominenter Stelle über der Stadt, ein offizielles Zeichen der Stadt sind sie genau genommen trotzdem nicht, sie mussten genauso wie die Flaggen der Kulturfestivals angemietet werden – wie übrigens jene beiden Flaggen, die seit Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Grüne) zuletzt beim Grazer Rathaus auf Kosten der Grünen aufgehängt waren und jetzt dem Beflaggungsverbot zum Opfer fielen.

"Es ist wichtig aus zwei Gründen", sagt Joe Niedermayer, der Vorsitzende des Vereins RosaLila PantherInnen: "Zum einen, damit die Stadt Graz signalisiert, dass in Graz alle willkommen sind, egal wen sie lieben. Zum anderen sollen Menschen, die vielleicht kritisch bei diesem Thema sind, beeindruckt werden, dass das möglich ist." Es habe lange gedauert, bis es möglich war, Graz ganz offiziell zu beflaggen: "Aber die Zeit ist reif, ein großes Symbol am Schloßberg zu setzen." Jetzt sei es aber auch wichtig, dass andere Staaten folgen - Ungarn, Russland, China, der arabische Raum ... die Liste sei lang.

Am CSD wurden in Graz Regenbogenfahnen auf den Hauptplatz und den Schloßbergplatz gemalt
Am CSD wurden in Graz Regenbogenfahnen auf den Hauptplatz und den Schloßbergplatz gemalt © Nina Müller

Das Hissen der Regenbogen-Fahnen am Schloßberg war zum ersten Mal möglich, in der Herrengasse herrscht seit Mai dagegen allgemeines Flaggenverbot. Dem Ereignis wohnten alle Fraktionen außer der FPÖ, u. a. Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), Landesrätin Doris Kampus (SPÖ) mit Gemeinderätin Anna Robosch, Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) mit Stadtrat Robert Krotzer, Stadträtin Judith Schwentner (Grüne) und Gemeinderätin Sabine Reininghaus (NEOS) bei.

Dem Ereignis wohnten alle Fraktionen außer der FPÖ bei
Dem Ereignis wohnten alle Fraktionen außer der FPÖ bei © APA/INGRID KORNBERGER

Die CSD Parade am Samstag, angemeldet als Demonstration, beginnt gegen Mittag bei der Grazer Oper und führt über die Herrengasse, den Hauptplatz und die Annenstraße bis zum Volksgarten. Dort folgt am Nachmittag ein Parkfest - unter Einhaltung der Bestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus. So ist etwa eine Registrierung Voraussetzung, um Getränke oder Speisen kaufen zu können.

Schon am Tag vor der Parade wird in der Heilandskirche der evangelischen Pfarrgemeinde Graz ein Ökumenischer CSD-Gottesdienst stattfinden, zu der die Gruppe "Homosexuelle und Glaube" (HuG) lädt: "Eingeladen sind alle, die Gott für ihr Leben danken möchten, die mit sich hadern, die Kraft für ihr Coming Out brauchen oder die bitten möchten für die Vielen, die weltweit aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden."