Wer glaubt, jedes Bankerl ist für jeden Grazer ein Segen, irrt, weiß Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) nach Rückmeldungen an „sein“ Sozialamt. Vielen sind Stadtbänke zu niedrig, passt die Neigung der Sitzlehne nicht oder es fehlen passende Armlehnen, die Stütze beim Aufstehen sind. So ist die Stadtbank für Senioren oder Grazer mit Beeinträchtigungen oft kein bequemes Platzerl zum Ausruhen.

Der Sozialstadtrat will daher nun in Graz barrierefreie, altersgerechte Stadtmöbel aufstellen. In Kooperation mit „City of Design“ wurden drei Bank-Designs gefunden, die der sozialökonomischen Betrieb ErFA als Prototypen produziert hat. Sie stehen am Areal der Lebenshilfe in der Casalgasse 58 für alle zum Probesitzen bereit. Dort kann man seinen Favoriten auch bewerten – oder für ihn jetzt und hier voten. Auch Expertise des Behindertenbeauftragten, des Seniorenreferats und des Referates „Barrierefreies Bauen“ fließen ein.

Die Wahl läuft bis Mitte März. Hohensinner: „Dann wird vom Siegermodell in jedem der 17 Grazer Bezirke eine Bank aufgestellt.“

Die drei Entwürfe im Überblick:

Fokus auf Funktion | Design: LUKAS KLINGSBICHEL studio for design

Bank 1, designt von Lukas Klingsbichel
Bank 1, designt von Lukas Klingsbichel © Jorj Konstantinov/CIS

Die Konzentration in der Herangehensweise des Designers Lukas Klingsbichel lag ganz auf den funktionalen Aspekten der Sitzbank sowie auf den Bedürfnissen der Menschen. „In meinem Entwurf sind die Funktion der Bank und ihr formaler Graz-Bezug klar getrennt“, erklärt der Designer von „LUKAS KLINGSBICHEL studio for design“. Gelungen ist dies durch die Umsetzung einer betont schlichten und reduzierten Form, die den ergonomischen Vorgaben vollkommen entspricht und durch zeitlose Klarheit besticht. Der Graz-Aspekt wird bei Klingsbichel durch eine Uhrturm-Plakette in der Mitte der Bank eingelöst. „Der Uhrturm steht wie kein anderes Symbol für Graz und genießt überregionale Bekanntheit. Damit wollte ich von vorneherein Kompromisse in der Funktionalität des Objekts ausschließen. Zudem bietet das Logo der Stadt neue Chancen in der Kommunikation für Graz-Produkte.“ Auch Ökonomie und Umsetzbarkeit in der ERfA-Werkstatt fanden besondere Berücksichtigung. Alle drei gerundeten Holzteile der Sitzbank – am oberen und unteren Ende sowie in der Mitte des Möbels – sind ident und können daher effizient und ressourcenschonend gefertigt werden.

www.klingsbichel.com

Murnockerln im 3D-Druck | Design: Florian Blamberger

Murnockerl bestimmen das Design von Bankerl Nr. 2, von Florian Blamberger
Murnockerl bestimmen das Design von Bankerl Nr. 2, von Florian Blamberger © Jorj Konstantinov/CIS

Eine gelungene Kombination aus Hightech und Graz-Tradition bildet der Entwurf von Florian Blamberger. Die beiden Sockel der Sitzbank werden in diesem Modell mittels hochinnovativem 3-D-Beton-Druck hergestellt und ahmen die Ästhetik der legendären Murnockerln nach, jener Steine also, die in zahlreichen Grazer Böden und Gebäuden verewigt sind und ihre Form durch die Fließbewegung in der Mur erhielten. Sogar die Farbverläufe der Steine können mit dem 3-D-Druckverfahren abgebildet werden und verstärken damit die natürliche Wirkung, während die Textur des Materials den Hightech-Hintergrund verrät. „Durch die Steuerung der Farbverläufe ist es zudem möglich, jedem Sockel und damit jeder Bank Individualität zu verleihen“, so Florian Blamberger über die Verbindung aus Technik und Natur. Darüber hinaus zeichnet sich der Entwurf durch eine betont reduzierte Formgebung aus – insbesondere die Konstruktion des Metallgerüsts wurde schlicht gehalten. „Jede Schweißnaht und jeder Radius sind wohl überlegt. Weniger ist in diesem Falle mehr“, erklärt der Designer.

www.blamberger.net

Markanter Ohrensessel | Design: PERZ+GARTLER

Seitlich angebrachte Holzelemente suggerieren wie beim Ohrensessel  behagliches Verweilen. Design: Perz + Gartler
Seitlich angebrachte Holzelemente suggerieren wie beim Ohrensessel behagliches Verweilen. Design: Perz + Gartler © Jorj Konstantinov/CIS

„Die Herausforderung war, die unterschiedlichen Vorgaben in Einklang zu bringen, also die ergonomischen Bedingungen ebenso einzuhalten wie die Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit und dennoch eine hochwertige Gestaltung inklusive eines Graz-Bezugs zu schaffen“, fasst Petrus Gartler vom Designstudio PERZ+GARTLER die Ausgangsposition zusammen. Gelungen ist der Balanceakt mit dem Design einer in seiner Machart einfach gehaltenen, klassischen Grundform, die aber gleichzeitig einen hohen Designanspruch einlöst – insbesondere durch zwei Gestaltungselemente. Zum einen durch die markante Formensprache des Metallgestänges, das der Bank eine hohe Wiedererkennbarkeit verleiht, zum andern durch seitlich angebrachte Holzelemente, die wie Seitenteile eines Ohrensessels behagliches Verweilen suggerieren. Auch eine Graz-Referenz wurde in den Entwurf eingearbeitet. Thomas Perz: „Proportionen und Winkel der Uhrturm-Silhouette finden sich auf subtile Weise in der Unterkonstruktion der Bank wieder.“

www.perzgartler.com