Immer, wenn Christina Pluhar auf Bühnen oder in Studios geht, sind exklusive Hörereignisse und schöne Überraschungen garantiert. Kein Wunder also, dass die seit 1992 in Paris lebende Grazerin und ihre famose Originalklangtruppe L’Arpeggiata im Oktober beim Opus Klassik in Berlin (Nachfolger des Echo Klassik) den Lorbeer als „Ensemble des Jahres“ abholen konnten.

Für die CD „Handel Goes Wild“ nämlich. Und das „wild“ im Titel verrät Pluhars Interpretationsansatz: Einerseits baut sie auf intensive Recherchen und aufführungspraktisches Wissen, andererseits bürstet sie ihr Material gern gegen den Strich. „Man muss die Regeln erst kennen, um sie verlassen zu können. Und niemand hat das Recht zu diktieren, wie weit“, erklärte die 53-Jährige uns einmal ihre künstlerische Freiheit, die auch schon die King’s Singers, Jazzgrößen wie Gianluigi Trovesi oder die Fado-Königin Mísia mit ihr lustvoll auslebten.

An der Grazer Kunstuni entdeckte Pluhar die Liebe zur Alten Musik

Ab 15 hatte Pluhar bei Elisabeth und Heinz Irmler an der Grazer Kunstuniversität klassische Gitarre gelernt, ihr „Hunger nach Kreativität“ lockte sie aber zur Alten Musik: In Basel, Mailand und Den Haag, wo sie seit 1999 selbst eine Professur hat, studierte sie Laute, Theorbe, Barockgitarre und Harfe.

Ob Carnegie Hall in New York, Walt Disney Hall in Los Angeles oder Teatro Mayor in Bogotá: Längst werden die „Maestra di cappella“ und L’Arpeggiata in aller Welt bejubelt – für ihre sinnlichen Projekte, ihren frischen Entdeckergeist und ihre Improvisationsfreude, die immer wieder einmal in barock swingende Jam-Sessions mündet.