In Österreich erfolgt der Großteil an Pflegearbeit in den eigenen vier Wänden: "Der Wechsel in ein Heim fällt vielen Pflegebedürftigen schwer. Angehörige können oder wollen dann meistens keinen Zwang ausüben", erklärt Pflegeexpertin Michaela Löschnigg-Tausz von der Albert-Schweitzer-Klinik in Graz. Ein Heimplatz schreckt viele auch aus Kostengründen ab, die Pflege zuhause ist aber nicht kostenfrei: "Abgesehen vom großen körperlichen und zeitlichen Aufwand wird die emotionale Anstrengung oft unterschätzt."

Damit pflegenden Angehörigen die Mittel in die Hand gegeben werden, diese Herausforderung zu meistern, hat das Team des Albert-Schweitzer-Trainingszentrums eine Reihe von Fortbildungskursen entwickelt. "Wir haben uns im Vorfeld gut umgesehen und Umfragen durchgeführt, um die Bedürfnisse der Pflegenden möglichst decken zu können.", erzählt Kursorganisatorin Anna Jerusalem. Diese Kurse sollen besonders leicht zugänglich sein, das Basismodul ist vollkommen gratis.

In vier Aufbaukursen werden die Themen "Bewegen und Mobilisieren", "Demenz", "Körperpflege" und "Sturz" je zwei Abende lang behandelt. Wichtig für alle Module ist die ausgiebige praktische Übung, für die im Trainingszentrum eine Beispielwohnung eingerichtet wurde.

Im zweistündigen Basismodul wird ein breites Spektrum an Themen angeschnitten: Zuallererst haben die Teilnehmer bei einer Vorstellungsrunde die Gelegenheit, einander kennenzulernen. "Es werden fleißig Nummern ausgetauscht und Kontakte geknüpft", freut sich Kerstin Löffler, die für Workshops und Weiterbildungen zuständig ist. Auf das Kennenlernen folgt der Theorieteil. Hier werden Tipps bezüglich der Anpassung des Wohnraums, dem Verständnis für die Beeinträchtigten und weiterer Pflegemöglichkeiten gegeben.

Den letzten Abschnitt des Basismoduls bildet der Praxisteil: In der Musterwohnung des Zentrums können die Teilnehmer zunächst Pflegehilfsmittel ausprobieren, dann werden Abläufe wie das Hochheben von Gestürzten oder das Umsetzen von Sessel zu Sessel gezeigt und geübt, wobei stark auf die Wünsche der Gruppe geachtet wird.

"Mir hat es gut gefallen. Auf meine konkreten Fragen wurde eingegangen und ich kann einiges mitnehmen", zeigt sich Anna Großschädel zufrieden. Sie pflegt zusammen mit ihrer Schwester Ilse Schweiger ihre demenzkranke Mutter und hat an einem der Basismodule vergangenes Semester teilgenommen. Ab nächster Woche gibt es die Kurse wieder, das erste Basismodul findet am Weltalzheimertag am 21. Spetember statt.