Die Genugtuung war Lisa Rücker bei ihrer Rede nach der Wahl zur Vizebürgermeisterin deutlich anzusehen. "Normalität und Abnormalität ist keine Frage der Sexualität." Ihre Wahl, sowohl als Frau als auch als Lesbe, sei ein "Symbol" für eine "Stadt der Vielfalt". Bei diesen Worten nahm sie ihren frisch angetrauten Koalitionspartner ins Visier - Bürgermeister Siegfried Nagl fiel in der Vergangenheit ja mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber Homosexualität auf. "Aber ich weiß, dass Sie lernwillig sind", so Rücker zu Nagl. Der reagierte mit einem freundlichem Nicken.

Emotionale Rede. Der durchwegs emotionalen Rede war dasselbe Geplänkel wie am ersten Tag der konstituierenden Sitzung vorangegangen. Die SPÖ beharrte auf ihren Chef Wolfgang Riedler als Nagl-Stellvertreter. "Das ist der Wählerwille", betonte Klub-Obmann Karl-Heinz Herper erneut. Sein Visavis bei der ÖVP, Peter Piffl-Percevic, argumentiert: "Die SPÖ ist der klare Wahlverlierer, die Grünen der Gewinner." Daher sei die Wahl der Grünen Rücker als Vize für ihn klar. Und so kam es auch. Im vierten Wahlgang wurde Rücker mit 31 Stimmen gewählt, Riedler kam lediglich auf 22. Der SP-Chef erwies sich als fairer Verlierer und überreichte der mit den Tränen kämpfenden Rücker einen Blumenstrauß.

Winter bleibt isoliert. Einen solchen bekam auch FP-Chefin Susanne Winter, allerdings nur von ihrer eigenen Fraktion. Während alle anderen Stadtsenats-Kandidaten satte Stimmenmehrheiten erzielten, wurde sie nur von den fünf verbliebenen FP-Mandataren gewählt.

Kleine Demonstration. Während der Sitzung demonstrierten vor dem faktisch abgeriegelten Rathaus rund 30 Personen gegen Winters Wahl. "Keine Macht den Rechtsextremen" wurde so laut skandiert, dass man das Grüppchen auch im Sitzungssaal hörte. Das Timing war allerdings schlecht gewählt, denn ausgerechnet während der Rede Rückers setzte das Megaphon-Geschrei der Demonstanten ein.