Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess gegen zwei Männer fortgesetzt worden, die an einem Mordkomplott gegen einen Italiener 2001 mitgewirkt haben sollen. Der eine soll direkt an der Tötung des Mannes beteiligt gewesen sein, der andere den Plan ersonnen haben. Als Zeuge war ein slowakischer Ermittler geladen, der nur sehr vage Auskunft geben konnte.

Die Verhandlung wird am Mittwoch mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Ein Urteil könnte es bereits am Freitag geben.

Die vier Verdächtigen, von denen nur zwei in Graz vor Gericht stehen, stammen alle aus der Slowakei. Die mutmaßliche Drahtzieherin und ein laut Ankläger direkter Täter (52) befinden sich nach wie vor dort. Seit zwei Jahren läuft ein Ansuchen auf Auslieferung, bisher geschah aber nichts.

Ermittler im Zeugenstand

Als Zeuge war am zweiten Verhandlungstag ein slowakischer Ermittler geladen. Er schilderte, dass es über Ansuchen der österreichischen Behörden Hausdurchsuchungen gegeben hatte, auch hatte der 52-Jährige über den Mord an dem Italiener gesprochen.

"Warum wurde nicht weiter ermittelt?", fragte Richterin Michaela Lapanje. "Wir dürfen nur solche Handlungen vornehmen, die vom anderen Staat angeordnet sind", verwies der Zeuge auf seine Vorschriften. Der 52-jährige Verdächtige habe sich an ihn gewendet und ihm erzählt, dass er zwar bei dem Mord dabei gewesen sei, aber nur die Waffe geladen habe. "Ich habe gespürt, dass er vor der Frau Angst hat", erzählte der Ermittler.

Das Mordopfer: Der Italiener Gianmaria Vitali, ermordet im Alter von 47
Das Mordopfer: Der Italiener Gianmaria Vitali, ermordet im Alter von 47 © Repo/Max Behounek

Hausdurchsuchung im "Erotik-Salon"

Als es um eine wichtige Hausdurchsuchung in einem laut Dolmetscherin "Erotik-Salon" ging, drohte die Stimmung im Saal etwas zu kippen. "Wie sind Sie auf das Bordell gekommen?", interessierte die Richterin. "Ich erinnere mich nicht", antwortete der Zeuge. "Gibt es keinen Aktenvermerk?", hakte die Vorsitzende nach. "Nur meine Erinnerungen", erklärte der Befragte.

"Wir würden den Gerichtsakt benötigen", bat die Richterin. "Wenn das Gericht ein Amtshilfeersuchen stellt -" begann der Zeuge, wurde aber unterbrochen: "Habe ich gemacht, vor drei Monaten", antwortete Lapanje. Es sei kein Problem, den Akt zu beschaffen, wenn man ansuchen würde, beteuerte der Mann.

"Wie soll ich die Aktenzahlen wissen?", entgegnete die Richterin schon leicht verzweifelt und fügte hinzu: "Warum haben Sie ihn nicht mitgenommen?" "Ich bin nicht darum ersucht worden", kam es ungerührt vom Zeugen. "So kann man doch in einer Mordsache nicht arbeiten", befand die Richterin.

Akt im Tiefschlaf

"Ich muss wegen jeder Kleinigkeit eine Aktennotiz machen, und Sie hören etwas von einem Mord und melden das nicht", monierte die Richterin. Der Slowake hatte zuvor gemeint, der Akt rund um den toten Italiener "hat in Österreich zehn Jahre geschlafen".

Staatsanwalt Daniel Weinberger konfrontierte den Zeugen mit der Aussage des 55-jährigen Angeklagten, er sei früher selbst Polizist gewesen und habe über die Mordermittlungen "in einer Polizeibar" etwas gehört. "Sie bleiben dabei, Sie kennen den Beschuldigten nicht, obwohl er Polizist war?", fragte der Staatsanwalt. "Das sind Lügen, ich verkehre in keiner Polizeibar. Ich erfülle meine Dienstpflichten sogar über den Rahmen hinaus", ereiferte sich der Slowake.

(APA)