Hatten Sie als Bürgermeister nie Angst, dass Wildalpen den Wienern das Wasser abschaltet?

Michael HÄUPL: Da muss ich lachen. Um ehrlich zu sein, habe ich diese Aussprüche öfters gehört, auch vom anderen Donauufer. Das ist in meinen Augen aber blödes Gerede. Es ist aber vielmehr so, dass wir und vor allem ich ein sehr angenehmes Verhältnis mit der Gemeinde Wildalpen und den Bewohnern dort haben. Gleiches gilt für das Stift Admont, das die Flächen für das Quellenschutzgebiet damals an die Stadt Wien verkauft hat.

Man munkelt, dass Wien zu wenig für die Flächen bezahlt hat...

Ja, das habe ich auch schon gehört, aber es gibt zwei Seiten (grinst). Einige Wiener waren der Meinung, dass zu viel bezahlt wurde. Es ist aber auch egal. Die Realisierung der Hochquellleitung und des Schutzgebietes waren sehr weise Entscheidungen.

Wie sieht Ihre persönliche Beziehung zu Wildalpen aus?

Meine Frau hat eine Wohnung dort. Sie ist Jägerin und dementsprechend oft sind wir auch in Wildalpen. Es ist eine wunderschöne Gegend, ruhig vor allem. Angefangen hat aber alles ganz anders. Ich habe für die Universität vor 40 Jahren Kartierungen der Steiermark gemacht und da bin ich zum ersten Mal nach Wildalpen gekommen. Es ist so beschaulich und die Natur in diesem Teil des Bezirkes Liezen ist unglaublich.

Sie sind seit heuer in Pension. Kann man als ehemaliger Bürgermeister von Wien überhaupt in den Ruhestand gehen?

Ich bemühe mich. So einfach ist das aber nicht. Ich vergleiche es oft mit einem Spitzensportler, wobei der Vergleich etwas hinkt (lacht). Sportler können auch nicht von einem Tag auf den anderen aufhören. Ich bin aber nicht mehr 24 Stunden am Tag erreichbar. Das ist schon einmal eine Riesenveränderung, die sehr positiv ist.

Wie wichtig ist die politische Arbeit in kleinen Gemeinden wie Wildalpen aber auch in Bezirkshauptstädten wie Liezen im Vergleich zu einer Metropole wie Wien?

Im Ausmaß ist es natürlich etwas gänzlich anderes, in der Sache selbst aber genauso wichtig. Auf Kommunalebene finden die Dinge statt, die die Leute betreffen. Was ein Trump von sich gibt, sehen die Leute im TV, aber das echte Leben spielt sich in der Gemeinde ab.

Wie empfinden Sie die Politikverdrossenheit?

Politikverdrossenheit ist ein geflügeltes Wort. Man muss aber sagen, dass die Akzeptanz und Zufriedenheit auf Kommunaleebene viel größer ist. Außerdem gibt es eine unmittelbare Rückkoppelung für Entscheidungen. Natürlich spielt Wien oder der Bürgermeister von Wien eine andere Rolle, das darf man auch nicht kleinreden, aber zum Beispiel die Europäische Union mischt sich auch bei kleinen Gemeinden ein. Da ist es umso wichtiger, dass man das auch umgekehrt macht, zum Beispiel in Verbänden.

Sie machen neuerdings Werbung für Spritzwein. Ist das ein neuer Karriereweg?

Die ganze Geschichte mit dem Spritzwein ist auch Teil des Lebensalltages der Menschen. Man ist mit dieser Werbung an mich herangetreten und mit der Idee, dass man mein Image auch so nutzen könnte. Ich fand die Idee sehr lustig und sie ist sehr gelungen. Es kommt heuer auch noch ein Buch mit meinen besten Sagern heraus. Da darf ich ein Vorwort in Form eines Leserbriefes schreiben.

Was macht Sie eigentlich zornig? Wann wird Ihnen zu heiß?

Es ist mir schon zu heiß! Den Zorn beziehungsweise den vom Vater mitgegebenen Jähzorn habe ich zum Glück weitgehend abgelegt.

Wenn Ihnen künftig in Wien etwas negativ auffällt, wen rufen Sie dann an?

Ich treffe keine Anordnungen mehr, aber benehme mich als Bürger der Stadt Wien, die so vielfältig und schön bleiben soll, wie sie ist. Die Menschen kommen ja nicht zu uns, weil die Straßenbahn so pünktlich fährt, was sie im Übrigen sehrwohl tut (grinst).