Ganz oben auf dem Stoderzinken, am Parkplatz der Rosemi-Alm, herrscht noch verschlafene Ruhe. Es ist noch nicht einmal sieben Uhr früh und auf dem malerischen Aussichtsberg kämpfen sich gerade die ersten Sonnenstrahlen durchs helle Grün des Lärchenwaldes.
Doch das hochalpine Idyll trügt. Ein paar Kilometer weiter unten, im Kurvengeschlängel der spektakulären Panoramastraße, bahnen sich mit martialischem Donner die ersten historischen Boliden der Ennstal-Classic ihren Weg Richtung Himmel.
Die Hubraum-Monster aus den Anfängen des Autorennsports sind die wahren Helden der spektakulärsten Oldtimer-Rallye Österreichs. Lange bevor der Rennsport von windschlüpfrigen automobilen Diven mit hochdrehenden Rennmotoren dominiert wurde, beherbergten mächtige Karossen mit einer architektonischen Mischung aus Boots- und Kutschenbau auf riesigen Rädern gewaltige Triebwerke.
Wie der brachiale Bentley Blower, der aus viereinhalb Litern Hubraum unglaubliche 240 Pferdestärken presst und das mit Baujahr 1929. Dass solch rohe Gewalt nach einer kundigen Hand verlangt, versteht sich von selbst – und so war es wohl eine weise Entscheidung, Rennlegende Derek Bell hinters Steuer des automobilen Kraftwerks zu setzen.
Der Brite Derek Bell zählt mit seinen fünf Siegen bei den 24 Stunden von Le Mans zum Schnellsten, was die Motorsporthistorie zu bieten hat, und hält eigentlich nicht viel von Gleichmäßigkeitsprüfungen. Warum er trotzdem da ist, ist schnell erklärt: „Weil es so wunderschön ist, hier in der Steiermark. Die Landschaft ist einfach umwerfend. Ich genieße hier alles, angefangen von den Leuten und den anderen Fahrern hier, bis zu dem berühmten Auto, welches ich hier fahren darf.“
Apropos berühmte Autos: Zwei Damen aus Dubai sind extra ins Ennstal angereist und das wegen eines einzigen Autos. Sie wollten unbedingt einen der legendären Porsche 550 Spyder aus dem Starterfeld sehen. Von dieser speziellen Ausführung wurden gerade einmal neun Stück gebaut.
