Sie sind vor zwei Jahren nonstop 230 Kilometer mit 10.000 Höhenmetern vom Grazer Schlossberg bis auf den Gipfel des Dachstein gerannt. Wie kommt man auf so eine Idee? Hilft etwas Verrücktheit?

Klaus Gösweiner: Im positiven Sinne verrückt zu sein, hilft ganz sicher. Nein, im Ernst – man muss da ein bisschen ausholen. Ich war immer sportlich, und irgendwann habe ich mit Extremsport begonnen. Dann entwickelt sich so etwas wie eine Sucht und man will mehr, will Grenzen austesten. Für mich war das „Crossing Styria“ wie der Lauf meines Lebens.

Warum Lauf des Lebens?

Weil es mehrere Unbekannte gab. Zum Beispiel hat das noch keiner gemacht. Das heißt, es gibt da keinen, den du fragen kannst. Dann geht es um den Trainingsaufwand und schließlich um die Frage, ob es sich unter 40 Stunden ausgeht. Als ich dann deutlich vor der Zeit am Dachstein angekommen war und meine Frau und meine älteste Tochter oben auf mich gewartet haben, war das ein unglaublich emotionaler Moment.

Für so ein Unterfangen ist sehr viel Training notwendig. Wie gelingt es, den Sport, die Familie und den Beruf als Amtsleiter zu verbinden?

Bei der Familie kann ich ganz klar sagen, dass es ohne den Rückhalt, den ich zu jeder Zeit bekomme und der mir Kraft gibt, nicht gehen würde. Ich bin kein Mensch für halbe Sachen. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann mache ich es mit 100 Prozent, konkret Familie, Beruf und Sport.

Wie kann man sich den Tagesablauf vorstellen? Sie haben ja Ihr nächstes Projekt mit „Crossing Austria“ schon präsentiert.

Im Moment ist es so, dass ich zum Beispiel um 16 Uhr aus dem Büro rausgehe und dann 20 bis 30 Kilometer laufe, entweder in Richtung Hauser Kaibling oder Ramsau. Ansonsten stehe ich um 4 Uhr morgens auf, damit sich eine lange Einheit ausgeht. Es dreht sich viel in meinem Leben um den Sport, um die Vorbereitung.

Was ist „Crossing Austria“ eigentlich genau?

Markus Amon, ein sehr guter Freund von mir, und ich starten am 29. September am Neusiedlersee, dem tiefsten Punkt Österreichs und laufen in sieben Tagen zum Gipfel des Großglockners. Es geht über 500 Kilometer und 20.000 Höhenmeter, über den Schneeberg, den Dachstein und so weiter. Das sind am Tag etwa 80 Kilometer.

Aber ist das noch gesund?

Das Wichtigste an solchen Läufen oder an der Vorbereitung ist, dass man sich langsam heranarbeitet. Ich nehme oft wahr, dass es Leute gibt, die immer zehn Kilometer laufen und nächstes Jahr muss es der 100er werden. Das ist nicht gesund, auch wenn es funktioniert. Eine Woche jeden Tag 80 Kilometer zu machen, passt. Das hält der Körper aus, wobei natürlich Regeneration sehr wichtig ist. Außerdem bin ich kein Profi. Wenn ich jederzeit einen Masseur hätte und nicht arbeiten gehen würde, dann schaut das sicher anders aus. Aber für mich passt es genau so, wie es ist. Mit 40 Jahren ist aber Schluss. Das habe ich auch mit meiner Frau so ausgemacht (lacht).

Nachdem es ein Sommergespräch ist: Wann wird Ihnen zu heiß? Was ärgert sie besonders?

Ich tue mir sehr schwer, wenn man sich auf jemanden nicht verlassen kann. Das fängt an, wenn jemand zu spät kommt. Fünf Minuten sind okay, aber in Zeiten von Handy und Co. kann man sich melden, wenn man sich verspätet.

Wer so Sport betreibt, wird auch auf Ernährung schauen müssen, oder? Macht das Spaß?

Es ist so, dass wir in der Familie generell auf Ernährung schauen. Das heißt, wir schauen auf Qualität und versuchen nach Möglichkeit selbst anzubauen. Ich bin Hobbyimker. Das ist auch eine Art Ausgleich. Zur Ernährung kann ich nur sagen, dass ich genauso einmal ein Bier trinke oder einen Schweinsbraten esse, aber eben in Maßen.

„Crossing Austria“ steht vor der Tür. Gibt es schon Ideen für das nächste Abenteuer?

Natürlich gibt es Ideen. Ich möchte nächstes Jahr die Mutter aller Ultraläufe rund um den Mont Blanc bestreiten, aber ich mache einen Schritt nach dem anderen.