"Ich freue mich sehr auf freiem Fuß zu sein, auch wenn es noch keine Freiheit im wirklichen Sinne ist, sondern eine Freiheit mit Auflagen. Eine unsichere Freiheit." Mit diesen Worten meldete sich nun der zu Weihnachten aus der Haft in der Türkei entlassene steirische Journalist Max Zirngast via Facebook an seine Unterstützer.

Die "Unsicherheit geht weiter", fügt Zirngast an, denn die Staatsanwaltschaft hat wie berichtet Einspruch gegen die Freilassung eingelegt.

Datum der Entlassung - Weihnachten - sei kein Zufall, meint Zirngast. "Es zeigt, dass wir es weder bei Inhaftierung noch bei Enthaftung mit rechtsstaatlichen Mitteln zu tun haben."

Anklageschrift "lächerlich"

Zur Anklageschrift, die der Steirer mittlerweile zu Gesicht bekommen hat, meint er: "Sie ist inhaltslos, lächerlich, in Teilen sogar witzig." Es sei nicht um ihn als Person gegangen, sondern "die Inhaftierung galt der ganzen demokratischen Opposition."

Zirngast schließt sein Statement mit einem Dank an alle Unterstützer: "Sie haben sich nicht nur für mich als Person, sondern für Pressefreiheit und Meinungsfreiheit in der Türkei und auf der ganzen Welt eingesetzt"

Was in den letzten Tagen rund um Zirngast geschah

Am 28. Dezember wurde bekannt, dass ein Staatsanwalt Widerspruch gegen die Entlassung des österreichischen Journalisten Max Zirngast aus einem türkischen Gefängnis eingelegt hat. Das teilte die Solidaritätskampagne #FreeMaxZirngast auf ihrem Twitter- und Facebook-Account am Donnerstagabend mit.

Zirngast war am Dienstag, 25. Dezember unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden, unter anderem wurde ihm die Ausreise aus der Türkei verboten.

Auch gegen die Entlassung der zeitgleich enthafteten türkischen Aktivisten Hatice Göz und Mithatcan Türetken sei demnach Widerspruch eingelegt worden. Das Gericht könne nun innerhalb der nächsten Wochen darüber entscheiden, hieß es.

Der im September in der Türkei festgenommene österreichische Journalist und Student muss sich seinem Anwalt zufolge wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation verantworten. Der Inhalt der am Montag von einem türkischen Gericht akzeptierten Anklageschrift ist laut Außenministerium in Wien noch unbekannt. Der Prozess soll am 11. April 2019 beginnen. Bei einer Verurteilung drohen Zirngast bis zu zehn Jahre Haft.

Der 1989 geborene Steirer studiert seit 2015 Politikwissenschaft an der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara und schreibt für verschiedene Medien in der Türkei und im Ausland, darunter das deutschsprachige linksradikale Magazin "re:volt". Dabei setzte er sich kritisch mit dem Verhältnis der Türkei zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans PKK auseinander und verfasste regierungskritische Texte.