Besorgt Richtung Himmel schauen derzeit Hundertschaften von Feuerwehrleuten in der Ost-, Süost-, Süd- und Weststeiermark: Schon am Montag spitzte sich nach einem regenreichen Wochenende die Lage in einigen steirischen Regionen zu: Allein im Bereich Feldbach waren Montagnachmittag 600 Feuerwehrleute im Einsatz, um der Überschwemmungen Herr zu werden. Hier stand das Wasser zum Teil bis zu einem Meter hoch. Jedenfalls bis Dienstag gesperrt bleiben die B 73, die Kirchbacherstraße, zwischen Ziprein und Wolfsberg, die L 247, die Labilltalstraße, zwischen Kleinfrannach und Seibuttendorf sowie die L 616 vom Schwarzauer Kreis in Richtung Wolfsberg. Noch in den Abendstunden befüllten die Mannschaften aus Fehring und Riegerburg rund 4000 Sandsäcke, um damit "kritische Infrastruktur" zu schützen, also Wohnhäuser und Betriebsgebäude.

Die Feuerwehren Fehring und Riegersburg beim Befüllen von 4000 Sandsäcken
Die Feuerwehren Fehring und Riegersburg beim Befüllen von 4000 Sandsäcken © LFV Franz Fink

Der Hydrographische Dienst des Landes Steiermark hat indes eine amtliche Hochwasserwarnung ausgegeben: Je nach Niederschlagsszenario ist ein Anstieg bis zur roten Warnmarke (HQ 30) möglich. Das heißt, der Pegelstand eines Baches oder Flusses erreicht ein Niveau, das er nur alle 30 Jahre erreicht.

Die Wetterkarten verheißen jedenfalls nichts Gutes: Bis Dienstagmittag werden laut Zamg-Meteorologe Hannes Rieder noch große Regenmengendazukommen. Es gibt Modelle, die bis Dienstag von 100 Liter Regen pro Quadratmeter (etwa in der Weststeiermark) ausgehen. "Der Hauptniederschlag wird in der Nacht auf Dienstag fallen, da kann es in einigen Regionen noch einmal sehr brenzlig werden", warnt Rieder. Schon im Laufe des Montags kamen in einigen Teilen der Weststeiermark bis 40 Liter pro Quadratmeter vom Himmel, im Bereich Leibnitz - Kirchbach - Gleisdorf sogar bis zu 50 Liter pro Quadratmeter, meldet die Zentralanstalt für Meteorologie. In den Abendstunden meldeten dann die Regionen West- und Südsteiermark, sowie das Obere Murtal und Graz ständig stärker werdende Regengüsse. Rieder: "Ich erwarte den Höhepunkt für die zweite Nachthälfte."

Schon am Wochenende betroffen laut Landesfeuerwehrzentrale hauptsächlich die Ortschaften Floing, Anger, Stubenberg, Pöllau und Ludersdorf bei Gleisdorf (hier hat es nach einem Blitzschlag auch gebrannt >>Bericht dazu hier<<). Im Großraum Anger fielen mit rund 80 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden so viel Regen, wie sonst häufig in einem Monat.

Unwetter: Video vom Einsatz im überfluteten Mitterlabill

Montagmittag spitzte sich die Lage dann auch in der Südoststeiermark zu (Die Kleine-Zeitung-Redakteure Thomas Plauder und Verena Gangl berichten live: >>mehr dazu hier<<). Zwischen Kirchbach und Feldbach gibt es zahlreiche Behinderungen wegen überschwemmter Straßen.

Auch im Bezirk Leibnitz, konkret im in Schwarzautal und in Ragnitz, stehen seit Montagmittag ganze Ortsteile unter Wasser.

Feuerwehrsprecher Franz Fink zur Lage Montagnachmittag: "Die Aufnahmefähigkeit der Böden war gleich null, jeder Tropfen der heute vom Himmel fiel war einer zu viel. Starke Regenfälle ließen den Labill- und Schwarzaubach über die Ufer treten. In zahlreiche Häuser drangen die Wassermassen ein und setzten Keller unter Wasser die nun ausgepumpt werden müssen. Neben den Feuerwehren sind auch Gemeindebedienstete beteiligt, helfen beim Aufräumen und liefern Sandsäcke. Derzeit laufen bereits die Aufräumarbeiten - Kellerauspumpen, Straßen reinigen und weitere Sandsäcke befüllen und sowie Objekte schützen."

Auch in St. Margarethen an der Raab waren Keller überflutet und Straßen unpassierbar (>>den Bericht dazu lesen Sie hier<<)

Wichtige Straßenverbindung war lange gesperrt

Überschwemmungen gab es auch in Stubenberg und Pöllau (>>Bericht dazu hier<<). Die L 409 zwischen Floing und Stubenberg (im Bereich der Stubenbergklamm bzw. Feistritzklamm) wurde aufgrund von Vermurungen bis Montagnachmittag für den gesamten Verkehr gesperrt. Bei der Besichtigung der Strecke Sonntagnacht "ist das Wasser links und rechts den Hang runtergeschossen. Da war es zu gefährlich, Autos durchfahren zu lassen", schildert der Stubenberger Feuerwehrkommandant Matthias Haider.

Hochwasser-Alarm für Feistritz

Die angrenzende Feuerwehr Floing war (zusammen mit der FF Puch) am Samstag bei 7 Einsatzstelllen und am Sonntag bei 15 Stellen und im Unwetter-Einsatz. "Es waren Vermurungen bei der Straße zu beseitigen und auch Garagen wurden überschwemmt", schildert Einsatzleiter Robert Kulmer. Neben den Schäden an vielen privaten Kellern entstanden umfassende Schäden an vielen Gemeindestraßen durch Materialablagerung und auch mehrere Hangrutschungen. Die Bachläufe des Lebing- und Schmiedbaches konnten die Wassermassen gerade noch aufnehmen, waren aber voll am Limit. Von der FF Oberfeistritz wurde in der Nacht noch Hochwasseralarm für die Feistritz ausgelöst.

Auch in der Volksschule Anger stand der Keller unter Wasser, im Ortsteil Fresen rutschte ein Hang ab. Die FF Anger war hier im Einsatz.

Warnung weiterhin aufrecht

Landeshauptmann-Vize Michael Schickhofer (er ist als Katastrophenschutz-Referent auch für die Feuerwehren zuständig), der mit seiner Familie in der betroffenen Region Anger beheimatet ist, dankt "allen Kameradinnen und Kameraden unserer Feuerwehren für den unermüdlichen Einsatz". Die Unwetter- und Starkregenwarnung ist aber weiterhin aufrecht. "Die Sicherheit der Steirerinnen und Steirer hat absolute Priorität. Wir haben das Wetter im Auge und werden alles Notwendige veranlassen, wenn sich die Lage in den betroffenen Regionen weiter verschlimmern sollte", so Schickhofer.

Bei Verkehrslandesrat Anton Lang berichtet man von punktuellen Einsätzen. Die Straßenerhalter waren am Wochenende nach Starkegen mit 70 Mitarbeitern im Einsatz, um gemeinsam mit den Feuerwehren aufzuräumen und Schäden zu beseitigen.

So viele Blitze wurden Samstagnacht zwischen Hartberg, Pischelsdorf und Anger registriert
So viele Blitze wurden Samstagnacht zwischen Hartberg, Pischelsdorf und Anger registriert © de.blitzortung.org

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Noch einmal bis zu 100 Liter Regen erwartet

Das Problem: Für Montag und die Nacht auf Dienstag erwarten Meteorologen ausgerechnet in der Oststeiermark noch einmal große Regenmengen und damit steigt auch die Gefahr weiterer Überflutungen bzw. Vermurungen. Bei der Zamg hat man die Warnstufe in einem Gebiet von Koralm bis Wechsel auf "orange" hochgestuft. Zamg-Meteorologe Albert Sudy: "Allein das Oberitalientief bringt ab Montagnachmittag noch einmal bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter in der Oststeiermark und bis zu 100 Liter Regen in der Weststeiermark." Sollte es vor Durchzug der Schlechtwetterfront noch weitere Gewitter geben, wonach es derzeit aussieht, könnte die Regenmenge noch höher ausfallen, so Sudy.