Der ultimative Bösewicht der Klimakrise? Ganz klar das Kohlenstoffdioxid – kurz CO₂. Etwa 36,3 Milliarden Tonnen haben allein vergangenes Jahr die Atmosphäre belastet und dazu beigetragen, dass sich die Erde weiter erwärmt. Würde ein Superheld die Welt retten und den Bösewicht besiegen wollen, würde er wohl da ansetzen, wo viel CO₂ ausgestoßen wird: in der Industrie.

Eine Firma mit Sitz in Graz hat sich dazu verschrieben, dem CO₂ dort den Kampf anzusagen. Die Mission von GIG Karasek: Den Bösewicht bekehren. Übersetzt: Das CO₂ umwandeln und zu Wertstoffen machen. Seit zwei Jahren beschäftigt man sich damit, jetzt steht man kurz vor einem Durchbruch.

Superkraft: "Dream Reaction"

"Wir wollen aus CO₂-Quellen wie Rauchgas Wertstoffe wie Synthesegas, Ethanol oder ähnliche höherwertige Kohlenwasserstoffverbindungen generieren", erklärt Andreas Schnitzhofer, Geschäftsführer von GIG Karasek. Die Superkraft heißt in dem Fall "Dream Reaction" (dt. Traumreaktion). Das bedeutet, dass in nur einem einzigen Schritt aus einem Stoff ein Wertstoff entstehen kann. "Und dass das auch noch sehr kostenschonend vonstattengeht." GIG Karasek arbeitet an einer Anlage, die das umsetzen kann. Mit der "Dream Reaction" will sich das Unternehmen von den Entwicklungen anderer Forscher und Firmen unterscheiden.

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Skizzen gibt es schon
© JKU Linz

Die Anlage besteht aus einem Katalysator, der in einer elektrochemischen Zelle verbaut ist. Sie ist wiederum eingebettet in eine Anlagenperipherie. "Die Zelle soll mit Solar-, Wind- oder Wasserenergie betrieben werden. Dann ist alles vollständig nachhaltig."

Erste Modellanlage bald fertig

Eigentlich ist GIG Karasek auf thermische Trenntechnik spezialisiert. Daher ist es praktisch, dass nach einer CO₂-Umwandlung eine Destillation der Produkte nötig ist, für die bereits bestehende Anlagen von GIG Karasek zum Einsatz kommen.

Bis dahin ist aber noch einiges an Arbeit nötig. Der Kooperationspartner von GIG Karasek, die Johannes Keppler Universität Linz, hat bereits im kleinen Maßstab nachgewiesen, dass die Umwandlung, wie sie das Unternehmen plant, funktioniert. Bis Mitte dieses Jahres soll eine kleine Modellanlage – in etwa so groß wie ein Tisch – fertig sein. Von hier weg will man die Anlage hochskalieren. Bis Mitte 2023 soll es eine richtige Pilotanlage geben.

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© GIG Karasek

"CO₂ umwandeln ist jetzt notwendig"

"Eine Herausforderung", sagt Schnitzhofer. "Wir wissen, dass die Reaktion den gewünschten Erfolg erbringt, jetzt gilt es, sie hochzuskalieren, sodass sie den industriellen Bedingungen standhält."

Darüber CO₂ umzuwandeln, muss jetzt nachgedacht werden, betont Schnitzhofer. "Nach dem European Green Deal soll Europa bis 2050 klimaneutral sein. Die Industrie ist dazu angehalten, ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren." Dafür brauche es auch Energieeffizienzmaßnahmen und alternative Brennstoffe. "Aber nur diese beiden Thematiken sind zu wenig, um die Ziele zu erreichen."